Als P. Superior Antonius Diensberg im Jahre 1943 aus dem Leben schied, war die Klostergemeinde in alle Winde zerstreut. Trotzdem wäre es nicht klug gewesen, den Konvent ohne Führung zu lassen. Ja, eine solche war notwendiger denn je, wollte der einzelne auf seinem verlorenen Posten nicht das Gefühl haben, ein Schäflein ohne Hirte zu sein. Dom Petrus Wacker vom Mutterhaus Oelenberg bestimmte daher zum Nachfolger von Dom Antonius den bisherigen Novizenmeister, P. Christophorus Elsen, vom dem wir bereits gehört haben, daß er sich freiwillig angeboten hatte, nach der Aufhebung in Mariawald zu-rückzubleiben, bis auch er in Ungnade fiel. Er wandte sich daraufhin nach Oelenberg, wo er als Flüchtling besonders liebevolle Aufnahme fand.
Dom Christophorus war auch jetzt wieder zum Opfer bereit und übernahm das schwere Amt, zu dem er besonders befähigt schien. Mit der älteren Generation des Konventes war er in Mariawald aufgewachsen, die jüngere hatte er als langjähriger Novizenmeister selbst in den Orden eingeführt. Geboren am 10. April 1890 in Ehlenz-Liessem, Diözese Trier, war er am 2. Oktober 1905 im Alter von 15 Jahren in Mariawald eingetreten. Seine einfachen Gelübde legte er am 8. Dezember 1907 und die feierlichen am 8. Dezember 1910 ab. Er empfing die heilige Priesterweihe am 10. August 1914 und studierte an der Gregoriana in Rom weiter. Nach seiner Rückkehr aus der Ewigen Stadt ernannte ihn sein Oberer zum Fremdenbeichtvater an der Klosterkirche und zum Gehilfen seines eigenen früheren Novizenmeisters, des heiligmäßigen Paters Karl Franken. Als letzterer im Jahre 1924 seine Ernennung zum Rektor der Trappistinnen von Maria-Altbronn im Elsaß erhielt, mußte P. Christophorus dessen Amt als Novizenmeister übernehmen. Dieses hatte er ununterbrochen bis zur Vertreibung im Jahre 1941 inne.
Der neue Superior verstand es, durch einen ausgedehnten Briefwechsel von Oelenberg aus nicht nur mit jedem Konventmitglied Fühlung zu nehmen, sondern auch ein echtes Vater-Sohn-Verhältnis zwischen sich und den ihm anvertrauten Mitbrüdern herzustellen. Diese Väterlichkeit, mit der er ganz in der benediktinischen Tradition lag, blieb zeitlebens sein hervorstechendster Charakterzug. Um den Seinen auch räumlich näher zu sein, siedelte Dom Christophorus nach einiger Zeit von der Abtei Oelenberg nach Bingen a. Rh. über, wo er am Blindenheim die Seelsorge übernahm. Von dort aus verstärkte er noch seine brieflichen Beziehungen zu den im Heeresdienst stehenden jüngeren Patres und Brüdern und zu den älteren Mitbrüdern, die entweder als Priester einen Seelsorger-Posten außerhalb des Rheinlandes angenommen hatten oder als Arbeiter im Gemeindegut Mariawald tätig waren.
Nach dem Zusammenbruch des III. Reiches kehrte P. Superior als erster aus der Verbannung nach Mariawald zurück. Er kam von Bingen mit dem Fahrrad - er hatte eigens zu diesem Zweck das Radfahren noch gelernt -, weil ein anderes Verkehrsmittel im allgemeinen Durcheinander der Niederlage nicht zur Verfügung stand.
Am Abend des 28. April 1945 nahm er von der ihm anvertrauten Abtei Besitz. Doch wie groß war sein Schrecken, als er sich vor einem wüsten Trümmerhaufen sah. "O weh -", das waren seine eigenen, aus gequältem Herzen kommenden Worte - "O weh! Wer wird das wieder aufbauen? Aber es war nicht seine Art, dem Unvermeidlichen nachzuweinen. Bald trafen noch andere Mitbrüder ein, und mit vereinten Kräften und schier übermenschlicher Anstrengung begann man mit der Trümmerbeseitigung, nachdem man zuvor eine notdürftige Unterkunft geschaffen hatte. Die Bilder sprechen eine beredte Sprache vom Umfang der Zerstörungen, die die ganze Klosteranlage, besonders die Kirche, getroffen hatten.
Fast jede Woche kehrten weitere Mitbrüder zurück, so daß man mit der Instandsetzung der Räumlichkeiten nur mühevoll nachkommen konnte. So gab es denn zunächst überall behelfsmäßige Einrichtungen: Eine Not-Kapelle, einen Not-Speisesaal, einen Not-Schlafsaal usf., aber was verschlug es, man war wieder zu Hause und geborgen. Bereits am 20. August 1945, dem Hochfest des heiligen Ordensvaters Bernhard von Clairvaux, konnte wieder das erste Hochamt choraliter gesungen werden. Natürlich war alles noch sehr primitiv, aber es war ein Anfang, der zu den schönsten Hoffnungen berechtigte.
Der gänzliche Wiederaufbau war bis 1961 noch nicht beendigt, wenn auch dank der großen Anzahl von Wohltätern und nicht zuletzt durch ununterbrochene eigene Anstrengungen alle wesentlichen Räume wieder zur Verfügung standen und das reguläre Leben schon seit langem uneingeschränkt wieder aufgenommen worden war. Es galt ja nicht nur, die Gebäude wiederherzustellen; die ganze Inneneinrichtung des Klosters, die Ausstattung der Werkstätten und das landwirtschaftliche lebende und tote Inventar mußten bis auf wenige Ausnahmen neu beschafft werden, da das Kloster bei Kriegsende nahezu leer gestanden hatte.
So ist es keine Übertreibung zu sagen, daß der Wiederaufbau der Abtei nach innen und nach außen einer wahren schrittweisen Zurückerorberung gleichkommt.
Im September 1946 war die Gemeinde bereits wieder auf 48 Personen angewachsen, und man mußte mit der Rückkehr weiterer Mönche rechnen. Freilich, allen sollte es nicht mehr vergönnt sein, die klösterliche Heimat wiederzusehen. Drei fielen an der Front, vier wurden vermißt, einige starben in der Verbannung, so mancher kam als Krüppel oder mit Gesundheitsschäden zurück.
Inzwischen waren auch die ersten Nachkriegs-Novizen eingetreten, so daß man es verstehen kann, wenn in der Gemeinde mehr und mehr der Wunsch laut wurde, wieder einen Abt als Vater zu haben. Die Entscheidung hierüber lag bei Dom Petrus Wacker, der seine Zustimmug zur Abtswahl gab, wenn er ihr auch infolge der damaligen Reiseschwierigkeiten - das Elsaß war wieder französich geworden - nicht persönlich vorstehen konnte.
Er delegierte deshalb den aus Jugoslawien vertriebenen deutschen Abt Bonaventura Diamant vom Mariawalder Tochterkloster Mariastern in Banja-Luka. Die Wahl fand am 12. Dezember 1946 statt. Wie nicht anderes zu erwarten, wurde der bisherige Superior, Dom Christopherus, zum dritten Abt der Abtei Mariawald gewählt. Die Abtsweihe empfing er am 16. Februar 1947 im Dom zu Aachen aus den Händen Seiner Exzellenz des hochwürdigsten Diözesanbischofs Dr. Johannes Joseph van der Velden, unter Assistenz der hochwürdigsten Äbte von Marienstatt und Himmerod.
Leider war es nicht möglich gewesen, die Feier in damals noch nicht wiederhergestellten Klosterkirche abhalten zu lassen, so daß nur wenige Konventmitglieder teilnehmen konnten.
Um so feierlicher und herzlicher war daher der Empfang, der dem Neugewählten bei seiner Rückkehr in die Abtei bereitet wurde. Der Wahlspruch des Abtes lautete: "Primum regnum Dei - Zuerst das Reich Gottes"; sein persönliches Wappen zeigt drei schneebedeckte Berggipfel (schwarz-weiß), darüber ein rotes Kreuz, über dessen Querbalken eine goldene Krone zu sehen ist. Der Wappengrund ist blau. Die Berge bedeuten die Eifel, deren Sohn der Abt ist, und auf deren Höhen auch die Abtei steht. Die Krone ist der Lohn für das willig getragene Kreuz des Herrn.
Durch die lange Zeit des Wiederaufbaues hindurch zieht sich wie ein Leitfaden die buchstäbliche Verwirklichung der Devise des neuen Abtes "Zuerst das Reich Gottes" und findet ihren sichtbarsten Ausdruck in der treuen Erfüllung jener anderen Devise, die der heilige Benedikt in seiner Ordensregel aufstellt: "Nichts soll dem Gotteslob vorgezogen werden."
So sieht die Abteikirche Tag für Tag und Nacht für Nacht das Kommen und Gehen der Mönche, die zu den vorgeschriebenen Zeiten die Psalmen singen, das heilige Opfer darbringen, ihre Betrachtungen und Anbetungen halten. Ab und zu wird dieses ruhige Gleichmaß, das zusammen mit der geistlichen Lesung und der Arbeit den klösterlichen Rhytmus bestimmt, aus Anlaß einer besonderen Feier beschwingter: Da schenkt sich ein Mitbruder durch die ewige und feierliche Profeß endgültig und unwiderruflich seinem Heiland; ein anderer wird zum Priester des Allerhöchsten geweiht und feiert seine Primiz, wieder ein anderer ist Jubilar geworden und schaut voll Dankbarkeit auf die vielen Gnaden eines langen Ordenslebens zurück.So konnte Abt Christophorus am 8. Dezember 1957 selbst sein Goldenes Profeß-Jubiläum begehen, zu dem zahlreiche Freunde und Bekannte aus kirchlichen und weltlichen Kreisen erschienen waren.
Mitten im großen Wiederaufbau der eigenen Abtei sah sich Abt Christophorus einer unerwarteten Aufgabe gegenübergestellt. Es handelt sich um die Errichtung eines Frauenklosters, das unter dem Namen "Abtei Maria-Frieden" bereits weit und breit bekannt geworden ist.
Am 21. September 1955 ging der emeritierte Abt Dom Stephanus Sauer, im Konvent von Mariawald nur der "Großpapa" genannt, in die Ewigkeit. Er stand im 82 Lebensjahr. Die Zeit des Ruhestandes hatte er im großen Gebetseifer und bewundernswürdiger Treue zu den Regeln und Satzungen des Ordens verbracht und dadurch allen ein nachahmenswertes Beispiel gegeben.
Bis in sein hohes Alter hinein wohnte er den Offizien in der Kirche bei. Er gab auch noch jahrelang Vorlesungen in Moraltheologie und wurde zum Berater in allen Fragen der Liturgie. Die Nachkriegszeit sah auch die Wiederholung eines besonders freudigen Ereignisses. Im Jahre 1954 waren es 150 Jahre gewesen, daß das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter, das über 300 Jahre lang in der Klosterkirche verehrt worden war, in der Pfarrkirche von Heimbach geboren wurde. Aus diesem Anlaß wurde das Bild am Dreifaltigkeits-Sonntag in einem feierlichen Zuge von Heimbach herauf für einige Stunden nach Mariawald getragen. Mit dieser Feier hatte man sinnvoll den Bekenntnistag der Jugend des Dekanates Gemünd verbunden und im Klosterhof vorübergehend die Klausur aufgehoben, um dort unter freiem Himmel den sakramentalen Segen erteilen zu können. Eine anhaltende schwere Erkrankung seit dem Frühjahr 1961 zwang Dom Christophorus, sein Amt als erster Oberer niederzulegen. Der am 28. September 1961 gilt als offizieller Tag seiner Resignation. Bereits am 12. Oktober schritten die Mönche zur Neuwahl, aus der Dom Andreas Schmidt hervorging. Rom bestätigte am 13. Oktober 1961 den Neuerwählten, so daß er am folgenden Tage in sein Amt eingeführt werden konnte.
Dom Andreas wurde zu Stuttgart am 15. März 1907 geboren und trat am 12. November 1939 in unseren Orden ein. Er erhielt infolge des zweiten Weltkrieges erst am 25. Juli 1950 die heilige Priesterweihe. Lange Jahre versah er in der Abtei das Amt des Sekretärs. Sein Wirken stellte Dom Andreas unter den Wahlspruch "Pax Christi in Cruce Christi“ - d. h. „der Friede Christi ist im Kreuz Christi“.
Über Entstehung, Entwicklung und Bedeutung der berühmt gewordenen Wallfahrt ist bereits ausführlich berichtet worden. Diese Angaben ergänzen wir im Folgenden durch eine Zusammenfassung der kleinen Schrift, die Pfarrer Peter Hoffmann im Jahre 1954 herausgebracht hat (Die Geschichte der Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau von Heimbach von 1471 bis 1954, Katholisches Pfarramt, Heimbach). Die Heimbacher Bürger waren zusammen mit ihren Geistlichen sehr bemüht, sich des kostbaren Schatzes, den nun ihre schöne Kirche barg, würdig zu erweisen und den Pilgern das zu bieten, was sie in Mariawald stets gefunden hatten: Eine Stätte des Gebetes und des Trostes. Das geschah, indem der Gnadenaltar zunächst durch einen Meister aus Aachen gereinigt wurde, so daß "jedes Figürchen strahlte". Zum 50-jährigen Jubelfest erhielt das Gnadenbild selbst eine neue Fassung. Um die gleiche Zeit wurden die Privilegien zur Ablaßgewinnung von Papst Pius IX. erbeten und bewilligt. 1904 jährte sich zum 100. Male der Tag der Übertragung des Gnadenbildes von Mariawald nach Heimbach.
Kein Geringerer als Seine Eminenz, Kardinal Fischer von Köln, nahm an der Feier teil. Am Nachmittag wurde das Bild wieder für einige Stunden zu den Mönchen „Unserer Lieben Frawenwaldt“ gebracht. Es muß ein überwältigender Anblick gewesen sein, als diese mehr als 10 000 Menschen zählende Prozession betend und singend den Kermeter hinaufzog. Indessen blühte der Ort Heimbach immer mehr auf, doch stieg die Zahl der Pilger nicht im gleichen Ausmaß wie die Bevölkerungsdichte. Um 1900 waren es neben nicht zu zählenden Einzelgruppen 48 Prozessionen gewesen. Nach dem ersten Weltkrieg stieg ihre Zahl auf 60. In der unseligen Zeit des Drittten Reiches wurden die öffentlichen Prozessionen durch viele Schikanen erschwert. Ein Bericht von damals hat folgenden Wortlaut: „ Die Gläubigen aus den Gebieten Eupen-Malmedy waren getreu dem Brauch ihrer Vorfahren auch in diesem Jahre 1933 nach Heimbach gekommen. Leider wurde ihr ehrliches und friedliches Bekenntnis durch einen Zwischenfall der „SS“ empfindlich gestört. Eine belgische Jugendgruppe hatte sich einer Prozession angeschlossen. Sie führte einen der üblichen Wimpel mit sich. SS-Männer, die von einer Übung aus dem Kermeter-Hochwald kamen, beschimpften die Jungen, griffen sie tätlich an, entrissen ihnen den Wimpel und erklärten, katholische Vereinsfahnen hätten in Deutschland keinen Platz mehr.“
Bald nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurde die Schauseite des Gnadenaltares mit einem Sandkasten zum Schutze gegen Bombensplitter feindlicher Flieger verschalt. Das Gnadenbild selbst blieb zugänglich und wurde an den Wallfahrtstagen ausgestellt. Der Krieg nahm immer schrecklicherer Formen an. Die Gottesdienste waren allenthalben stark besucht, die Zahl der Kommunionen stieg, die Jugendlichen beiderlei Geschlechtes zeigten einen auffallenden Eifer bei allen religiösen Veranstaltungen.
Die furchtbare Katastrophe an der Möhne-Talsperre lenkte die Aufmerksamkeit auch auf die Talsperre Schwammenauel. Wehe Heimbach, wenn sich die Wassermassen zu Tal wälzen sollten! Im Mai 1943 wurde daher der Staudamm mit neun kleinkalibrigen Geschützen gesichert. Der Wasserspiegel wurde um 36 Millionen cbm gesenkt. Die Unruhe in den Herzen der Bewohner stieg. Maria aber, die Schmerzensmutter, war und blieb ihre Trösterin.
Die Nacht vom 20. zum 21. April 1944 wurde für Heimbach eine Unglücksnacht. Gegen 2.14 Uhr gingen sechs schwere Bomben nieder, begleitet von einem hochaufschießenden Feuerschein hinter der Burg. Schauerlich war das Bersten, Klirren und Splittern ringsum. Dann trat eine unheimliche Stille ein, in die sich das Gedröhn der tieffliegenden Bomber mischte. Die aufkommende Dämmerung zeigte die Greuel der Verwüstung. Die meisten Fensterscheiben im Ort waren entzwei, Giebel waren eingestürzt, Füllungen aus dem Fachwerk herausgerissen, Innenwände eingedrückt und Decken herabgestürzt. Die Kirche sah grauenhaft aus. Sämtliche Fenster zur Ortsseite hin waren zertrümmert, die eisernen Fensterkreuze herausgerissen, die Luftschutzverschalungen waren nach innen geschlagen. Der Tabernakelaufsatz mit dem Pelikan lag zerbrochen am Boden. Gott sei Dank, Menschenleben waren nicht zu beklagen. Die Schmerzensmutter hatte ihre schützende Hand über Heimbach gehalten.
Derweil die alliierten Mächte in Nordfrankreich landeten, war in Heimbach die Oktav Mariä Heimsuchung außergewöhnlich stark besucht. Doch nun überstürzten sich die Ereignisse, und bald stand die Front an der Rur. Heimbach sank immer mehr in Trümmer, bis schließlich fast alle Häuser von den Granaten zerfetzt waren. Pfarrer Naß war inzwischen nach Bleibuir gezogen, nachdem er unter Lebensgefahr die wertvollsten Sachen dorthin geschafft hatte. Der Krieg war über Heimbach hinweggebraust!
Und was war dem kostbaren Gnadenaltar geschehen? Unmittelbar hinter dem Altar hing in einem eisernen Fensterkreuz ein Granatsplitter von einem Meter Länge. Der Sandkasten um den Altar war unversehrt. Als man ihn entfernte, zeigte der Altar nur an den Bildrahmen einige Splitterdurchschläge. Sonst war ihm nichts geschehen. Keine einzige der zahlreichen Figuren hatte gelitten. Pfarrer Naß setzte sich nieder und schrieb in sein Notizheft: „Die Schmerzensmutter hat ihr Heiligtum wunderbar beschützt. Wohl sind ihm unzählige Wunden von Granat- und Bombensplitter geschlagen, aber es steht und hat den Krieg im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen der Umgebung überdauert.“
Am 15. April 1945 war die erste heilige Messe mit 60 Gläubigern. Am 27. April kamen die Pilger trotz Regenwetter und Minengefahr zum Schmerzensfreitag. Am 8. Juli war die Festoktav Maria-Heimsuchung. Obwohl keine Fahrgelegenheit bestand, obwohl weit im Land die Meinung herrschte, Heimbach sei zerstört, darum sei keine Wallfahrt, war der Besuch auffallend gut. 44 Prozessionen mit 5.805 Pilgern waren zum Gnadenbild gekommen. Mit Kreuz und Fahne, laut betend und singend, so kamen sie an! Welch ein Unterschied zu den furchtbaren Jahren im III. Reich, in denen solche religiösen Aufzüge untersagt waren!
Nun kamen die Prozessionen Jahr für Jahr wieder nach Heimbach, dessen Kirche inzwischen restauriert worden war. Für den Gnadenaltar aber war auf dem stillgelegten Friedhofsplatz neben der Kirche eine moderne Wallfahrtskapelle erstellt worden, in der die ganze Pracht dieses Kunstwerkes erstrahlen konnte.
Richten wir unsern Blick wieder nach Mariawald und auf seine Geschichte in den letzten 100 Jahren. Sie war nicht weniger bewegt als der erste große geschichtliche Abschnitt des Klosters auf dem Kermeter, aber auch jetzt müssen wir wieder bekennen, daß Gottes Segen nie gefehlt und daß die Schmerzensmutter stets ihre mütterlichen Hände über die alte Gnadenstätte gehalten hat.