Die Klosterkirche

Gegen Ende des Jahres 1491 fand in Mariawald die erste kanonische Priorwahl statt. An Stelle des resignierten Priors Johannes von Goch wurde der bisherige Schaffner P. Johannes von Köln mit der Leitung des Klosters betraut. Die Wahl war eine glückliche. Der neue Prior war ein Mann von hervorragender Tugend und Frömmigkeit; er war in geistlichen und weltlichen Dingen sehr erfahren, besaß eine große Energie und ein außerordentliches Verwaltungstalent. Gegen Ende 1491 oder anfangs 1492 trat er sein Amt an und begann seine Wirksamkeit damit, daß er eine schöne Kirche erbauen ließ. Es war eine schwierige Aufgabe, zumal die erforderlichen Geldmittel fehlten und er einzig und allein auf die freiwilligen Opfergaben der Pilger angewiesen war. Doch im Vertrauen auf Gottes und Mariens Hilfe begann er mutig das große Werk. Schon als Schaffner hatte er sich durch Opferfreudigkeit ausgezeichnet. Für sich kannte er keine Schonung. Nicht nur in der Seelsorge war er unermüdlich tätig, sondern so oft es ihm die Zeit erlaubte, half er auch seinen Brüdern. Mit Axt oder Spaten in der Hand sehen wir ihn wie einen der geringsten Brüder zur Arbeitsstätte schreiten, um den Wald zu lichten oder den Boden urbar zu machen. Inzwischen bemühte er sich eifrig, für sein Kloster die Bestätigung der kirchlichen Behörden zu erlangen. Durch eine Bulle vom 23. Januar 1497 (Heimbach Pf. Jasc. I. Nr. 9, Orig. Berg. Bleibulle 1497 Jan. 23.) nahm Papst Alexander VI. die Neugründung in den Schutz des Apostolischen Stuhles und bestätigte ihre Rechte und Güter. Wenige Monate später, am 21. Oktober desselben Jahres, erfolgte die Bestätigung des Erzbischofs Hermann IV. von Köln .

Der Erzbischof erinnert in der diesbezüglichen Urkunde an den Gründer der Kapelle, den hochwürdigen Pfarrer Johannes Duymgen, der dieselbe dem Kloster von Bottenbroich schenkte. Mit Nachdruck hebt der Erzbischof hervor, daß zahllose Staunen erregende Wunder auf die Fürbitte Mariens hin an diesem Orte geschehen seien, daß das Volk täglich in großen Scharen das Heiligtum besuche und zu erwarten sei, daß infolge der Opfergaben der Pilger der Gottesdienst sich immer schöner gestalten werde. Da der Herzog seine Genehmigung bereits erteilt habe, und für den Unterhalt des Klosters gesorgt sei, wolle er seine Bestätigung nicht vorenthalten. Die Zahl der Ordensleute dürfe jedoch nicht über achtzehn hinausgehen.

Diese beiden Schreiben erfüllten den Prior und seine Mitbrüder mit neuem Mut und bestärkten sie in der Hoffnung, daß das Kloster sich recht bald zu segensreicher Blüte entfalten und eine Gnadenstätte für die ganze Umgegend werde. Unermüdlich arbeiteten sie an der Vollendung des Gotteshauses, das die hölzerne Kapelle nach und nach mit seinen himmelanstrebenden Mauern umschloß. Und als endlich die kunstvolle Wölbung nach oben sich vollendete, da erfüllte sich das Wort, das Heinrich Fluitter, der Urheber und Gründer dieses Wallfahrtsortes, im prophetischen Geiste vor seinem Tode gesprochen: „Sie sind schon geboren, die ein schönes Münster hier stehen sehen werden.“ Und schön war sie in der Tat, diese große, spätgotische dreischiffige Hallenkirche mit ihrem hohen, schlanken Dachreiter, mit den prächtigen Fenstern und den zwölf Altären!

Im Jahre 1157 erließ das Generalkapitel ein Verbot gegen die Errichtung steinerner Glockentürme, dem zugleich eine Bestimmung über die Gewichtsgrenze der im Dachreiter über der Vierung unterzubringenden Glocken beigefügt wurde. Der Dachreiter soll aus Holz sein; ein Nachtrag schreibt ausdrücklich vor, daß auch er auf eine gemäßigte Ausdehnung zu beschränken sei. S. Marténe Edm. Thesaurus V. 1247/48 Jnst. Cap. Gen. 1. c. 2. – Nomasticon Cisterciense p. 287.

Welch ein Freudentag mag es für die Mönche sowohl, als auch für die Gläubigen der näheren und ferneren Umgebung gewesen sein, als am 11. November 1511 das Werk durch die feierliche Konsekration des Gotteshauses und seiner zwölf Altäre seine Krone empfing (Düsseldorf A. Nr. 14. Designatio Consec. altarium).

Die feierliche Weihe wurde vom hochwürdigsten Herrn Dietrich Wichwael aus Caster, Bischof von Cyrene und Weihbischof von Köln vorgenommen. Es scheint jedoch, daß der untere Teil der Kirche erst im Juli 1539 durch den aus Schweden vertriebenen hochwürdigsten Herrn Georg Skotborg, Bischof von Lund, der sich in Köln aufhielt, geweiht wurde. Urkundlich konnte dies bisher nicht festgestellt werden.

Die Klosterkirche wurde geweiht „zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit, des verehrungswürdigen Sakramentes, der allerseligsten Jungfrau Maria und des heiligen Bernhard“. Die Altäre waren folgenden Himmelsmächten geweiht:

  1. Der Hochaltar: der allerheiligsten Dreifaltigkeit, den Leidenswerkzeugen Christi, den drei Weisen aus dem Morgenlande, der heiligsten Jungfrau Maria, dem heiligen Benedikt und der heiligen Birgitta.
  2. Der Muttergottesaltar: der allerheiligsten Jungfrau Maria, den heiligen Jungfrauen Katharina,Barbara, Dorothea, Clara und der heiligen Elisabeth.
  3. Der Altar hinter dem Muttergottesaltar: dem heiligen Johannes dem Täufer, allen Patriarchen und Propheten, dem heiligen Michael, allen Engeln, Erzengeln und himmlischen Geistern, sowie allen Heiligen Gottes.
  4. Der Bernhardaltar: den Heiligen: Bernhard, Hubert, Antonius, Franziskus und allen Bekennern.
  5. Der Altar vor dem Chor: allen heiligen Aposteln und Evangelisten sowie den Heiligen: Maria Magdalena, Martha, Lazarus und allen Schülern des Herrn.
  6. Der Altar nahe der Eingangstür für die Konversbrüder: den heiligen Kirchenlehrern: Gregorius, Hieronymus, Ambrosius, Augustinus, Chrysostomus, den heiligen Bekennern: Martinus, Nikolaus, Maternus, Servatius,
    Malachias, Edmundus, Petrus und Wilhelm, Alexius, Ägidius, Robertus, Onuphrius, Rochus und allen Bekennern.
  7. Der folgende Altar: den Heiligen: Anna, Maria Kleophä, Maria Salome, Joachim, Joseph, dem Nährvater unseres Herrn, dem heiligen Job und den heiligen Makkabäern.
  8. der folgende Altar: den heiligen Märtyrern Stephanus, Sebastianus, Laurentius, Vincentius, Thomas von Canterbury, Clemens, Erasmus, Georg, Cornelius, Quirinus und den heiligen Unschuldigen Kindern.
  9. Der letzte Altar auf dieser Seite: den Heiligen: Dionysius, Mauritius, Cyriakus, Gereon und deren Gefährten, sowie den heiligen zehntausend maurischen Märtyrern.
  10. Der Altar neben der Kanzel: den heiligen Jungfrauen: Agnes, Agatha, Apollonia, Margareta, Cäcilia, Lucia, Brigida, sowie den drei Jungfrauen Fides, Spes, Caritas und den elftausend Jungfrauen.
  11. Der nächste Altar: der allerheiligsten Dreifältigkeit, den Leidenswerkzeugen unseres Herrn, der heiligen Helena und den Heiligen: Silvester und Christophorus.
  12. Der letzte Altar: zu Ehren des heiligen Kreuzes und der vier Heiligen: Cornelius, Quirinus, Hubertus und Antonius .

 

Eine weitere Zierde der Kirche war die künstlerische Kanzel, an deren Brüstung die Bilder von vier Kirchenlehrern angebracht waren und deren hervorragender Schalldeckel wie von zwei schwebenden Engeln getragen schien. Diese Kanzel kam nach der Aufhebung des Klosters in die Pfarrkirche von Vlatten. Der Schalldeckel ist jedoch nicht mehr vorhanden und das schöne Schnitzwerk am Fuße der Kanzel wurde auch entfernt. (-> siehe hierzu auch das Kapitel "Die Kanzel in Vlatten")

In der Nähe der Kanzel stand unter reich verziertem Thronhimmel die Figur der Gottesmutter im himmelblauen Gewande, so wie sie der Seher von Patmos geschaut. In der Kapelle rechts vom Eingangsportal sah man auf einem Seitenaltar die Grablegungsgruppe, die sich heute in der Pfarrkirche zu Heimbach befindet. Die Orgel auf der Empore kam nach der Aufhebung des Klosters in die Pfarrkirche zu Monschau. Acht Ölgemälde, mehrere Figuren und Reliquienschreine, die nunmehr eine Zierde der Pfarrkirche in Heimbach und anderen Pfarrkirchen der Gegend sind, trugen nicht wenig dazu bei, die Kirche zu einem schönen, zusammenstimmenden Gotteshaus zu machen, das wohl geeignet war, den Geist nach oben zu ziehen und nach innen zu kehren.

Die weihevolle Stimmung wurde noch erhöht durch die vierzehn prächtigen Fenster, die an Kunst und Wert den alten Kölner Domfenstern gleichkamen, ja dieselben sogar mitunter an Reichtum und Fülle der Darstellung übertrafen. Diese Fenster hatten nicht nur künstlerischen, sondern auch historischen Wert, da sie zum Teil Namen und Wappen der adeligen Spender trugen. Sie legen ein beredtes Zeugnis ab von der Frömmigkeit und Freigebigkeit der Adelsgeschlechter der Eifel und beweisen, daß auf den Eifeler Burgen die Kunst eifrige Förderer hatte. Aus Dankbarkeit seien die Namen der edlen Spender hier angeführt, wie sie uns Polius und die Totenbücher überliefert haben.

1. Wilhelm von Gottes Gnaden Herzog zu Gulich und dem Berg, Graue von Rauensberg, Herr zu Heinßberg und Löwenburg 1505.

2. Sibilla von Gottes Gnaden Herzogin zu Gulich und zu Berg, Greuien (Gräfin) zu Rauensberg, Fraw zu Heinßberg und Löwenbur 1505.

3. Maria Tochter Herren und Frawen, Vatter und Mutter furschreffen, Jonge Herzogin zu Gulich und dem Berg, Jonge Greuin zu Reuensberg, Jonge Fraw zu Heinßberg und Löwenburg. 1505.

4. Philip Graue zu Waldeck, Stadthalter dero Graffschafft Rauensberg. 1505

5. Dederich Graue zu Manderscheid und Blankenheim, Herr zu Schleiden, zu Löwenburg und zu Neuerburg; anno 1506.

6. Venerabilis in Christo Pater Dominus Henricus de Binsfeld, Abbas imperialis, Indensis monasterii s. Cornelii fecit fieri hanc fenestram. anno 1506 (d. h. Der in Christo ehrwürdige Vater Herr Heinrich von Binsfeld, Abt der Reichsabtei zu Cornelimünster hat dieses Fenster machen lassen i. J. 1506.)

7. Junckher Wilhelm von Plettenberg, Amptmann zu Heimbach und Barbara von Merode, Tochter zu Bornheim, seine Haußfrawe.

8. Junckher Gerhard von Berg, genannt Blens, und Barbara von Franckeshouen, sein Haußfraw. - und Juncker Daem (Adam) von Bongard und Maria von Berg, Tochter von Blens, sein Haußfraw. 1514.

9. Dederich von Bortscheid, Erbhoffmeister des Lands von Julich, Herr zu Clermont und Junckfraw Adriana von Hemersbach, Erbhoffmeisterin, Fraw zu Clermont, seine Haußfraw. 1515. Dieses Fenster war auch mit dem Wappen der von Scheiffart von Merode versehen, da Adriana eine von Merode war.

10. Junckher Cono von Vlatten, Erbschenk des Lands von Julich, und Junckfraw Anna von Velbrug, Erbschenkin. 1515.

11. Junckher Gerhard von Vlodorff, Erbvogt zu Ruremonde, Junckfraw Leißbet von Stamheim, sein Haußfraw.

12. Junckher Daem (Adam) von Weuerden, Herr zu Drove und Catharina Hase sein Haußfraw. 1516.

13. Johan Graue zu Salm, Herr zu Reifferscheidt und Anna Greuin zu Salm.

14. Johan von Gottes Gnaden eltester Sohn zu Cleve, Herzog zu Julich und Berg, Graue zu der Mark Rauensberg und Katzenellenbogen. 1513.

Diese Fenster, sowie die ebenso wertvollen des Kreuzganges und Kapitelsaales wurden nach der Aufhebung des Klosters (1802) von den Franzosen für einen Spottpreis nach England verkauft . Niemand wußte jedoch zunächst, wohin sie gekommen waren. Im Jahre 1903 stellten Herr Superintendent Müller aus Düren fest, daß ein Fenster der Stephanskirche zu Norwich in England aus Scheiben von zwei Fenstern der ehemaligen Klosterkirche Mariawald zusammengesetzt ist. Der rechte Teil des Fensters trägt den Namen Katzenellenbogen und die Jahreszahl 1513 und rührt von dem unter Nr. 14 angegebenen Fenster her, das sich über dem Eingangsportal der Klosterkirche befand. Der linke Teil mit dem Bilde des hl. Christopherus und dem Manderscheid´schen Wappen ist von dem unter Nr. 5 angeführten Fenster. Der mittlere Teil mit der Jahreszahl 1610 ist anderer Herkunft. Zwei Scheiben der ehemaligen Klosterfenster mit dem Herzog von Jülich und seiner Familie als Stifter, gelangten in den Besitze des Exkaisers Wilhelm II. In jüngster Zeit entdeckte der hochwürdige Herr Pfarrer Reinartz aus Kreuz-Weingarten eine größere Anzahl Scheiben, die teils dem ehemaligen Kloster Mariawald, teils der früheren Abtei Steinfeld gehörten. Die selben befanden sich in der Schloßkapelle des Carl Brawnlaw in Ashridge Park bei London, wurden jedoch wegen Verarmung des Besitzers im Jahre 1928 öffentlich versteigert und gingen in den Besitz des staatlichen Victoria und Albert Museums über. Es handelt sich um 113 bis einen Meter große Scheiben, die fast ausschließlich rheinischer Herkunft sind. Ungefähr vierzig dieser Scheiben stammen nach dem Urteil des hochwürdigen Herrn Pfarrers Reinartz aus dem ehemaligen Kloster Mariawald.

Es sind elf Scheiben mit Darstellungen der Stifter der Fenster; neun mit Abbildungen von Propheten mit Schrifttexten; andere veranschaulichen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament; eine Scheibe stellt die Ankunft des hl. Bernhard in Zisterz dar und eine andere Papst Eugen III. aus dem Zisterzienserorden.

Vom 3. Mai 2007 bis 29. Juli 2007 fand im Museum Schnütgen in Kön eine Ausstellung über Rheinische Glasmalerei statt unter anderem mit Glasbildern aus dem Kloster Mariawald. Indem von Dagmar Täube bearbeiteten Katalog finden sich neuere Erkenntnisse über den Verbleib der Scheiben: Über die Jahre des ersten Einbaus der Fenster in den Kreuzgang bis zu deren Ausbau infolge der Säkularisation ist nichts bekannt.

Das Kloster wurde 1795 aufgelöst. Am 2. September 1802 wurde es für 15.200 Franken von dem Gerber Peter Herbrand in Heimbach ersteigert. Dabei waren sämtliche Kunstgegenstände einschließlich der Glasmalereien ausdrücklich ausgenommen, was bedeutet, daß zumindest die Kirchenfenster zu dieser Zeit noch vor Ort waren. Conrad (1969, S. 97f.) vermutet, daß die Bilderfolge des Kreuzgangs bereits bei einer ersten Versteigerung 1797/98 verkauft worden sein könnte. Dagegen spricht allerdings, daß jene Scheiben aus dem Kreuzgang nach England verkauft worden sind. Dieser Verkauf der rheinischen Glasmalereien nach England beginnt im Rheinland aber erst mit John Christopher Hampp ab 1802/03 . So ist es naheliegend, dass auch die Kreuzgangsscheiben erst bei der Versteigerung 1802 Mariawald verlassen haben. Zusammen mit 38 Scheiben aus dem Kreuzgang des Klosters Steinfeld und einer Reihe anderer Scheiben, die bis heute nicht zugeordnet werden konnten, gelangten die Scheiben aus Mariawald in den Besitz von Earl Brownlow. Der hatte die rheinischen Glasmalereien für die von James Wyatt und seinem Neffen Jeffrey Wyatville zwischen 1808 und 1820 erbaute private Kapelle im neogotischen Stil (Ashridge Chapel) seines Landsitzes in Ashridge Park bei Berkhamstead erworben.

Zuvor wurden die Scheiben umfassend restauriert und vereinzelt stark aufgefrischt. Eine zeitgenössische Inschrift in einer vermutlich nach altem zerbrochenem Vorbild neu hinzugefügten Scheibe mit dem Propheten Amos besagt, dass ein Handwerker gleichen Namens (also „Amos“) die Fenster von 1811 bis 1831 dort eingebaut hat . Dabei wurden keinerlei Wert auf eine sinnvolle erzählerische Chronologie gelegt; die Scheiben wurden vielmehr in bunter Mischung eingesetzt. Dort entdeckte sie 1908 Nicola Reinartz mit Hilfe von Montague Rhodes James wieder. Zunächst ging man davon aus, daß das gesamte Scheibenkonvolut aus Steinfeld stammte. Bald konnte man jedoch neben weiteren, bis heute nicht zugeordneten Scheiben, eine zweite große Gruppe anhand des Stils, der Maße und aufgrund der Stifterdarstellungen identifizieren. Bei dieser Gruppe handelt es sich, was heute unumstritten ist, um Scheiben aus dem ehemaligen Bilderzyklus aus dem Kreuzgang des Klosters Mariawald. Sie alle blieben in Ashridge, bis die Sammlung 1928 für 27.000 Pfund bzw. 550.000 Goldmark an E. E. Cook verkauft wurde, der sie zunächst anonym dem Victoria und Albert Museum schenkte.

Während David King für den Steinfelder Zyklus noch eine große Anzahl weiterer Scheiben und Fragmente gefunden hat, ist das Wissen über weitere mögliche Scheiben aus Mariawald sehr viel begrenzter. Dies liegt an der schlechten Quellenlage. Während die Steinfelder Bilderfolge anhand zweier Handschriften des 17. und 18. Jahrhunderts genau rekonstruiert werden konnten, sind für die Entstehung, den Umfang und die Anordnung der Serie aus Mariawald keine Quellen bekannt. Lediglich auf stilistischer Grundlage und aufgrund der Originalmaße der Fenster können diesem Zyklus weitere Scheiben, die nicht aus dem Ashridge-Material stammen, zugeordnet werden. Heute zählen eine Scheibe aus dem Besitz von George Wigley Shutlunger, Towcester, Northhamtonshire, eine in Drayton und zwei weitere im Cleveland Museum of Art/USA dazu.

Damit erhöht sich die Zahl der erhaltenen Scheiben auf 49. Außerdem sind der ursprüngliche Umfang und die Vollständigkeit des Zyklus nach wie vor fraglich. Sollten tatsächlich nur die Fenster für zwei Flügel fertiggestellt gewesen sein, ist ein entsprechend großer Teil der Verglasung erhalten.

Die erhaltenen Scheiben aus Mariawald haben weniger gelitten als jene aus Steinfeld und sie wurden geschickter restauriert. Außerdem sind die Gläser nur selten korrodiert. Über Aus- und Einbauten während ihrer Zeit in Mariawald ist nichts bekannt. Sicher ist, dass auch sie umfangreich für den Einbau in die Ashridge-Kapelle von 1802/11-31 und auch in den fünfziger Jahren im Victoria und Albert Museum restauriert wurden. Die Scheiben weisen alle eine Reihe von Notbleien und Sprüngen auf, die heute meistens geklebt sind. In den meisten Fällen wurden sie beschnitten, manche auch ergänzt, um sie für die Ashridge-Kapelle passend zu machen. Die Ergänzungen wurden sehr geschickt eingesetzt, so dass es bis heute trotz genauer Untersuchung in einigen Fällen unmöglich ist, zu sagen, ob es sich um Spolie, eine frühe Ergänzung oder doch ein Originalstück handelt. Hier sind weitere umfangreiche mikroskopische und naturwissenschaftliche Untersuchungen notwendig, um genaueren Aufschluß zu erhalten. Der gesamte Bestand wurde - zum Teil mehrfach - neu verbleit.

Der fertiggestellte Kreuzgang hätte, bei fünf (bzw. im Westflügel vier) jeweils zweibahnigen und vierzeiligen Fenstern pro Flügel, Platz für je 38 Scheiben für Darstellungen in der unteren Stifterzone, für die mittlere neutestamentarische Zone und für die darüber befindlichen alttestamentarischen Typen bieten können. Diese wiederum waren von 38 Kopfscheiben für Propheten- und Weisendarstellungen bekrönt. Insgesamt hätte der Kreuzgang also 152 Scheiben zeigen können. Wären nur der West-, der Nordflügel und das erste Fenster des Ostflügels verglast worden, hätte der Kreuzgang je 20 Scheiben pro Zeile, also insgesamt 80 Scheiben, gezeigt. Davon sind heute 49 Scheiben erhalten: zehn Kopfscheiben mit Propheten und Weisen, 13 alttestamentarische Szenen, 15 Scheiben mit neutestamentarischen Motiven und elf Stifterscheiben, die mindestens acht verschiedenen Fenstern zuzuordnen sind. Das Bildprogramm stellte eine typologische Bilderfolge dar. Typologische Bibelzyklen findet man in der Kölner Glasmalerei auch schon um 15. Jahrhundert, wie verschiedene erhaltene Scheiben, wie z. B. „Athalia lässt ihre Enkel ermorden“ oder „Naaman badet im Jordan“ beweisen, die 1464 von Dr. Peter und Johannes Rinck gestiftet wurden. Soweit dies heute noch zu beurteilen ist, war die typologische Gegenüberstellung von Szenen aus dem Alten und aus dem neuen Testament in den Hauptszenen und Propheten in den Kopfscheiben im Mariawalder Zyklus vertikal ausgerichtet.

Verschollen ist die Scheibe, welche die Ankunft des hl. Bernhard in Zisterz darstellt und eine andere Scheibe von Papst Eugen III. aus dem Zisterzienserorden.

Andere Wohltäter suchten durch ihre Spenden zur würdigen Feier des Gottesdienstes beizutragen. Nur einige seien hier erwähnt. Heinrich Gurtzghen von Swerven schenkte der Klosterkirche einen vergoldeten Kelch, ein Meßbuch und verschiedene Meßgewänder, damit er teilhabe an den Gebeten des Ordens. Sibylla von Brandenburg, die zweite Gemahlin des Herzogs Wilhelm IV., schenkte einen Kelch, zwei wertvolle Dalmatiken und einen Chormantel. Gräfin Dorothea Catharina von Löwenstein-Wertheim spendete ein weißes Meßgewand . Diese Meßgewänder zeugen von dem Kunstfleiß der damaligen Edelfrauen der Eifeler Burgen. Auch die Herren von Blens, die schon ein Fenster für die Klosterkirche und ein anderes für den Kreuzgang gestiftet hatten, schenkten einen vergoldeten Kelch, kostbare Meßgewänder und andere Kirchengeräte .

Den Ordensvorschriften gemäß trug die Kirche den Charakter des Einfachen, des Ernsten. Wie das Äußere, so wirkte auch das Innere mehr durch eine glückliche Verteilung der Maße, als durch reiches Zierwerk. Leider wurde sie nach der Aufhebung des Klosters, als Mariawald in Laienhänden war, fast gänzlich zerstört. Das Dach war entfernt, nur ein Teil der Gewölbe war bis zu halber Höhe erhalten. In den Fenstern fehlte alles; nur in dem über dem Eingangsportal waren Pfosten und Maßwerk erhalten. Selbst die architektonischen Zierstücke entgingen der Habgier der Zerstörer nicht.

Der im Jahre 1874 begonnene und wegen des Kulturkampfes unterbrochene Wiederaufbau wurde 1891 vollendet. Der Bau ist auf den alten Fundamenten unter Benutzung der 1874 noch vorhandenen Strebepfeiler aufgeführt, so daß die jetzige Kirche, abgesehen von unbedeutenden Abweichungen, mit der ehemaligen übereinstimmt. Die Außenseiten des Langhauses haben keine Strebepfeiler, der Chor hingegen hat solche ringsum, die bis fast unter das Hauptgesims ragen. Ehedem waren diese Strebepfeiler nicht wie heute mit geschwungenen Schrägen, sondern mit Satteldächern abgedeckt.

Das Hauptportal an der Westfront umgibt eine aus vier Rundkehlen be-stehende Umrahmung, von denen die innere das Portal einfaßt, während die drei anderen um das vierteilige Spitzbogenfenster herumgeführt sind. Neben dem Portal befinden sich zwei hohe Strebepfeiler. Den einfachen platten Dachgiebel ziert ein großes Steinkreuz. Über dem Portal stehen in vier Nischen die Figuren unserer heiligen Ordensstifter Robertus, Alberikus, Stephanus und die des hl. Bernhard. Wenn dem Hauptportal auch ein den Zisterzienser verbotener reicher Bilderschmuck abgeht, so wirkt dasselbe doch durch die schlanken Verhältnisse und zierliche Einzelheiten.

Betritt man die Kirche, so macht es den Eindruck, als wäre sie nur einschiffig, da die Pfeiler des Mittelschiffes in ihrer ganzen Höhe mit den Außenwänden verbunden sind, so saß im Südschiff drei, im Nordschiff zwei Kapellen entstanden sind. Die des Südschiffes sind dem heiligsten Herzen Jesu, der heiligen Theresia von Kinde Jesu und dem heiligen Antonius, die des Nordschiffes der allerheiligsten Jungfrau Maria und dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Im nördlichen Mittelschiff steht ein Freipfeiler, dessen westliches Joch die einfache neugotische Orgel enthält, deren Spieltisch sich auf dem Lettner befindet.

Die Kirche hat im Innern eine Länge von 42 Meter bei einer Breite von 18 Meter und im Mittelschiff acht Joche mit Kreuzgewölbe und Hohlkehlrippen. Vier dieser Joche fallen auf das Chor, vier auf das Langhaus. Das Langhaus, das frühere Brüderchor wurde im Jahre 1933 den Besuchern freigegeben, denen bis dahin nur ein schmaler Raum zur Verfügung stand.

Besonders in den Sommermonaten erwies sich nämlich die Notwendigkeit immer dringlicher, die frommen Pilger und die frohen Wanderer in einen größeren Raume an dem liturgischen Beten der Mönche teilnehmen zu lassen. Die Brüder haben jetzt ihren Platz auf der erweiterten Empore vor den Gästen und Exerzitanten. Dort befindet sich der Rosenkranzaltar. Das Langhaus ist vom Chor durch einen Lettner, wo einer der Mönche die Lektionen des Nachtoffiziums liest oder singt, getrennt.

Die freiliegende Südseite hat neun, das Chorhaupt drei hohe dreiteilige mit zierlichem Maßwerk durchsetzte Fenster. An der Nordseite, die sich an die Klosterräume anschließt, sind im oberen Teile sechs kleine zweiteilige Fenster, von denen das etwas tiefer gelegene des Chorhauptes das der Krankenkapelle ist, von wo aus die Kranken dem Klostergottesdienst beiwohnen. Mit Ausnahme der drei Fenster des Chorhauptes, deren mittleres in edler Glasmalerei Christus am Kreuze, die beiden anderen den heiligen Benedikt und den heiligen Bernhard darstellen, bestehen die übrigen aus einer einfachen Verglasung. Die jetzige Ausstattung der Kirche ist neu; sie ist einfach, aber edel und stilgerecht. Die Mariawalder Kirche ist, wie Hendinger sagte, eine Perle der Spätgotik.

Nur wenige Jahre überlebte Prior Johannes von Köln die Vollendung der von ihm errichteten Kirche, denn er starb am 3. Juni 1517. Wir können ihm kein schöneres Lob spenden als jenes, das der Chronist seiner Zeit in das Totenbuch schrieb: „Am 3. Juni 1517 starb der verehrungswürdige und gottergebene Vater Herr Johannes von Köln. Bei der Gründung und Errichtung unseres Klosters war er immer und überall sorgsam tätig. Er kannte für sich keine Schonung und suchte nicht die Ehren der Welt, sondern die Demut in der bescheidenen Handarbeit des Klosters. Als er von Bottenbroich hierher kam, fand er einen mit Gesträuch und Dorngestrüpp bewachsenen Ort vor, der einer Einöde glich. Groß war die Armut und nicht gering die Schuldenlast, als er sein Amt antrat. Doch mit Vertrauen nahm er die schwere Bürde auf sich, und in den vielen Schwierigkeiten half ihm Gottes und der Gottesmutter Gnade.
Er gewann die Gunst der einfachen und geringen Leute, wie die der Vornehmen und Adligen. Alles ging ihm gut vonstatten, denn Gott leitete alle seine Unternehmungen. Zum Prior gewählt, waltete er seines Amtes fünfundzwanzig Jahre und sechs Monate zur Zufriedenheit aller. Von allen geliebt wurde er uns entrissen und entschlief in Frieden“. Vor dem Altare der allerheiligsten Jungfrau fand er seine Ruhestätte.
Herzog Wilhelm IV., der so innigen Anteil an der Gründung und dem Aufblühen des Klosters genommen, hatte den Tag der Kirchenweihe nicht mehr erlebt. Am 5. September 1511 schied er zu Düsseldorf aus diesem Leben.
Das Totenbuch nennt ihn einen tapferen, friedfertigen und sehr klugen Fürsten, der von besonderer Liebe zur Mutter Gottes erfüllt, den Ort, wo das Gnadenbild stand, und das von den Mönchen urbar gemachte Land dem Kloster schenkte und den Gnadenort stets begünstigte. Durch seine Wohltätigkeit sicherte er sich und seiner Familie den Dank und das Gebet der Mönche auf dem Kermeter.

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