Als beschaulicher Orden war der Zisterzienserorden von Anfang an gegen jede Tätigkeit, wodurch die Mönche ihrer klösterlichen Einsamkeit entzogen wurden. Somit war es keinem Mönch erlaubt, geistliche Funktionen zu übernehmen, die in den Bereich der Pfarrseelsorge fielen. Sogar der Gottesdienst in den Klosterkirchen war kein vollkommen öffentlicher, da jedes Kloster eine sogenannte Laienkapelle hatte, wo ein Pater für die Arbeiter des Klosters und die Bewohner der Umgegend an Sonn- und Feiertagen Gottesdienst hielt. Später wurden diese Bestimmungen durch päpstliche Privilegien gemildert. Wenn diese nun auch zunächst nur für die Heidenmission Geltung hatten, und das Generalkapitel an dem Grundsatz der Nichtausübung seelsorglicher Tätigkeit nach außen festhielt, so forderten Verhältnisse und Umstände mit der Zeit ein Abweichen von dieser Regel.
Die Klöster übernahmen Kirchenpatronate und damit auch die Verpflichtung zur Seelsorge. Auf diese Weise erhielt die seelsorgerische Tätigkeit der Zisterzienser, zumal vom 14. Jahrhundert an, eine immer größere Ausdehnung. Daher darf es und nicht wundern, daß der Prior von Bottenbroich die Neugründung auf dem Kermeter annahm mit der Verpflichtung, in geistlicher und leiblicher Hinsicht für die Pilger zu sorgen. Darauf sollte sich aber auch die Tätigkeit der Mönche nach außen hin beschränken, denn der Prior Wilhelm von Bottenbroich sagt in dem gelegentlich seiner Visitation von 1509 ausgestellten Bericht, daß nur dann eine Aushilfe in der Seelsorge gewährt werden dürfe, wenn große Not vorhanden wäre. Der Visitationsbericht enthält auch die Verordnung, daß in der Klosterkirche nur an fünf oder sechs Festtagen gepredigt werden dürfe und an jenen Tagen, wo viele Pilger anwesend wären. Diese Einschränkung gebot er, damit der Konvent in den klösterlichen Übungen nicht gehindert werde.
Die Hauptsache der Zisterzienser ist ja die feierliche Abhaltung des Stundengebetes. Wenn wir daher Mariawalder Mönchen in den ersten Jahren nach der Gründung außerhalb des Klosters auf Seelsorgsstellen begegnen, so war das eben eine Ausnahme von der Regel.
So ersehen wir aus zwei Urkunden, daß in den Jahren 1490/91 ein gewisser Fr. Johannes Kuck von Mariawald Rektor an der Pfarrkirche in Heimbach war. Als aber die große Klosterkirche gebaut war, und die Pilger immer zahlreicher zur Gnadenstätte auf dem Kermeter wallfahrten, besonders aber, seitdem Pfarrer Johannes Halle im Jahre 1519 auf die Pfarre Heimbach verzichtet hatte und diese dem Kloster einverleibt wurde, eröffnete sich den Mönchen ein großes Feld seelsorglicher Tätigkeit. Bald sehen wir, daß in der ganzen Umgegend wiederholt Mönche von Mariawald für kürzere oder längere Zeit Pfarrdienste übernehmen.
In Kürze wollen wir im folgenden an Hand der uns zur Verfügung stehenden Urkunden jene Mönche anführen, die als Seelsorger tätig gewesen sind. Nach der Verzichtleistung des Pfarrers Johannes von Halle wurde, wie oben schon erwähnt, die Pfarrkirche Heimbach dem Kloster Mariawald inkorporiert, und von 1519 bis 1826 wurde die Kirche des hl. Klemens von Mönchen Mariawalds verwaltet. Bisher konnten die Namen von zwanzig Patres urkundlich festgestellt werden, die das Amt eines Pfarrers in Heimbach bekleideten. Quix (Die Grafen von Hengebach usw. S. 45) führt deren nur zehn und Pütz (Der Wallfahrtsort Heimach S. 27) nur elf an, von denen zudem zwei, nämlich P. Johannes Muckius bzw. Menkins, und P. Albericus Cremer niemals Pfarrer in Heimbach gewesen sind. Quix und Pütz und jene, die ohne weitere Prüfung deren Schriften benützt haben, führen in der Reihe der Mönche, die Mariawald als Pfarrer nach Heimbach entsandte, an erster Stelle den P. Michael von Schleiden an. Wir dürfen jedoch mit Gewißheit annehmen, daß P. Petrus Ensen dieses Amt vor ihm bekleidete.
Das neuere Totenbuch sagt nämlich ausdrücklich, daß P. Petrus Ensen Subprior im Kloster und Pfarrer in Heimbach war und am 4. Juni 1533 starb. P. Michael von Schleiden hingegen verwaltete die Pfarre im Tale von 1524 bis 1539. Das Ende seiner Tätigkeit als Pfarrer von Heimbach fällt somit nicht mit seinem Tode, der nach den Totenbüchern am 28. Juni 1549 erfolgte, zusammen, wie Quix und Pütz irrtümlich behaupten; denn nach einer zuverlässigen Quelle, die uns Redlich (Jülich-Bergische Kirchenpolitik II S. 298) bietet, trat P. Thomas Heep im Jahre 1539 das Amt eines Pfarrers von Heimbach an, das er bis 1550 bekleidete. P. Thomas Heep wurde 1531 zum Prior von Mariawald gewählt. Somit war er elf Jahre lang gleichzeitig Prior von Mariawald und Pfar-rer in Heimbach, wie ja überhaupt in der damaligen Zeit Prior und Pfarrer nicht selten eine Person bildeten.
Ihm folgte der bisherige Subprior des Klosters P. Tilmann von Ehren (Ederen), der als „Pfarrer im Tale“ am 22. November 1575 starb und im Kloster beerdigt wurde.
Auf ihn folgte P. Jodocus Wirtzfeld, der, wie die Totenbücher berichten, von Bottenbroich nach Mariawald versetzt wurde, um die Heimbacher Kirche zu verwalten. Er schied aus diesem Leben am 2. August 1585 und scheint in Heimbach begraben worden zu sein.
Ein eigenartiges Schicksal erteilte seinen Nachfolger, P. Gerhardus Dapperius von Niederemck (Niederembt), der fünf Jahre hindurch das Amt eines Pfarrers von Heimbach auf das gewissenhafteste verwaltete, am 11. August des Jahres 1592 von einem nicht näher bezeichneten Felsen stürzte und so eines jähen Todes starb.
Als nächster Pfarrer von Heimbach wird in den Urkunden P. Petrus Geich von Zülpich genannt. Leider wissen wir nichts Näheres über seine Amtsdauer.
P. Johannes Knips, ein geborener Kölner, hat, wie die Totenbücher berichten, fünfundzwanzig Jahre lang „nicht geringe Arbeit als Pfarrer von Heimbach geleistet“, bis der Tod am 4. März 1660 seinem Wirken ein Ende setzte. Er war auch dreißig Jahre hindurch Schaffner des Klosters gewesen.
Sein Nachfolger, P. Wilhelm Horst, bekleidete fünfzehn Jahre das Amt eines Pfarrers in Heimbach, bis er am 18. Juni des Jahres 1675 im Herrn entschlief.
Auf ihn folgte P. Bertram Müller aus Düren. In den Protokollen des Kölner Ge-neralvikariates ist vermerkt, daß er am 20. Juni 1684 als Pastor von Heimbach die Erlaubnis erhielt, häretische Bücher zu lesen. Im Visitationsprotokoll von Zülpich ist im Jahre 1698 über Heimbach bemerkt, daß der bereits 65 Jahre alte Pfarrer P. Bertram Müller aus dem Kloster Mariawald sich von seinen Ordensbrüdern in der Ausübung der Seelsorge helfen lassen dürfe, da er die Arbeit nicht mehr allein zu leisten vermöge. Aus diesem Berichte ersehen wir auch, daß die Pfarre Heimbach damals 800 Katholiken zählte. In den Jahren 1697 und 1707 unterschrieb P. Bertram Müller als Pfarrer von Heimbach zwei Pachtbriefe. In der Chronik des ehemaligen Franziskanerklosters in Schleiden ist berichtet, daß im Jahre 1712 am Feste der Gürtelbruderschaft der Pastor von Heimbach, P. Bertram Müller die Festpredigt hielt. Das Jahr 1673 führt ihn als Subprior an.
Über den folgenden Pfarrer von Heimbach, den späteren Prior, P. Albericus Zander, wissen wir nur, daß er am 27. Januar 1717 als Pfarrer von Heimbach eine Prüfung bestand, und in der Jahren 1720 und 1721 als Pfarrer von Heimbach zwei Urkunden unterzeichnete.
Nach ihm stand der nachmalige Prior von Mariawald, P. Stephan Plusquin, der Pfarre im Tale vor. Er war am 20. September 1704 in Köln zum Priester geweiht worden, wo er als Pfarrer von Heimbach am 2. Juni 1724 und am 10. September 1733 eine Prüfung bestand. In seiner Eigenschaft als Pfarrer von Heimbach unterschrieb er auch im Jahre 1724 einen Pachtbrief. Als solcher nahm er an der am 9. September 1725 vorgenommenen Konsekration der Pfarrkirche Heimbach teil.
P. Ignatius Philipps aus Aachen, der am 23. September 1730 in Köln die Priesterweihe empfangen hatte und den das Bruderschaftsbuch als „Seelsorger von Heimbach“ anführt, bekleidete dieses Amt nur wenige Jahre, da er am 18. Oktober 1738 starb.
Einer Aufzeichnung im Bruderschaftsbuch zufolge wurde alsdann P. Cornelius Weber Pfarrer von Heimbach. Es war am 19. September 1722 in Köln zum Priester geweiht worden und starb am 9. April 1746.
Für kurze Zeit war dann P. Gerhard Esser in Heimbach tätig. Nach einer Aufzeichnung in der Chronik des ehemaligen Franziskanerklosters in Schleiden führte er am 4. Oktober 1747, am Feste des hl. Franziskus von Assisi die Heimbacher Prozession nach Schleiden.
Von P. Johannes Conraths, der am 10. April 1729 in Köln die hl. Priesterweihe empfangen hatte und am 14. November 1776 als Prior von Mariawald starb, wissen wir nicht, wie lange er Pfarrer in Heimbach war. Die Urkunde über die am 17. Mai 1754 stattgefundene kirchliche Segnung der Kapelle in Hasenfeld unterschreibt er als Pastor von Heimbach.
Nach Angaben des Bruderschaftsbuches scheint ihm P. Robert Esser aus Hürtgen gefolgt zu sein. Er war am 31. März 1759 in Köln zum Priester geweiht worden und starb am 15. Dezember 1774.
Die drei letzten Patres, die Mariawald als Pfarrer nach Heimbach entsandte, gehörten zu den Mönchen, die die Aufhebung des Klosters miterleben mußten. P. Bernhard Emonts, geboren am 2. Februar 1723 und am 21. September 1748 zum Priester geweiht, starb im hohen Alter von 81 Jahren am 15. März 1804, nachdem er nahezu 30 Jahre lang der Pfarre von Heimbach vorgestanden. Bei Anführung seines Namens bemerkt das Bruderschaftsbuch: „Der wohlehrwürdige, hochgelehrte Herr Petrus Nikolaus Bernardus Emonts zeitlebens gewesener Pfarrer zu Heimbach.“
P. Robert Hasert, der nach einer Aufzeichnung in den Aachener Gene-ralvikariatsprotokollen am 18. April 1804 seinem hochbetagten Mitbruder, dem Pfarrer P. Bernhard Emonts, vor und nach der Aufhebung des Klosters als Vikar helfend zur Seite gestanden hatte, wurde nach dessen Tod mit der Pfarre Heimbach betraut. Er war geboren zu Eicks am 5. April 1751, legte im Jahre 1776 seine Ordensgelübde an und wurde am 26. Dezember desselben Jahres in Köln zum Priester geweiht. Dreizehn Jahre lang war er als Pfarrer in Heimbach tätig, bis er im Jahre 1817 wegen Altersschwäche sein Amt niederlegte. Er starb am 11. April 1824 als Vikar von Niederdrees bei Rheinbach. Im Kloster hatte er das Amt eines Novizenmeisters und später das eines Subpriors bekleidet.
Nach ihm war P. Petrus Goerdens von 1817 bis 1826 Pfarrer von Heimbach. Von ihm wissen wir nur, daß er im Jahre 1826 wegen eines Schlaganfalles sein Amt niederlegen mußte und am 20. April 1831 starb.
Dies waren, soweit bisher festgestellt werden konnte, die Mönche, die das Kloster Mariawald mit der Leitung der Pfarre Heimbach beauftragte. Da die angegebene Reihenfolge nicht lückenlos ist, so mögen ihrer auch mehr gewesen sein. Allerdings wäre auch die Annahme möglich, daß Mönche vom Kermeter zeitweise den Pfarrdienst versehen haben, ohne als eigentliche Pfarrer angestellt gewesen zu sein.
Neben Heimbach war auch, wie schon oben bemerkt wurde, die Pfarre Hergarten dem Kloster einverleibt. Am 2. August 1616 wurde der damalige Prior von Mariawald, P. Petrus Geich von Zülpich, als Pfarrer von Hergarten anerkannt, vereidigt und bestätigt. Von dieser Zeit an werden noch acht Mönche Mariawalds als Pfarrer von Hergarten angeführt.
P. Wilhelm Müller aus Heimbach, den die Totenbücher einen frommen und gelehrten Ordensmann nennen. Er war Schaffner, Novizenmeister und Organist und sorgte für seine Mitbrüder wie ein Vater. Obgleich er erst am 12. Oktober 1629 starb, scheint er doch nur bis 1624 als Pfarrer in Hergarten tätig gewesen zu sein, da sein Nachfolger, P. Hermann Lommersheim, dessen Tod am 1. Juli des Jahres 1635 erfolgte, 11 Jahre Pfarrer in Hergarten war und in der dortigen Pfarrkirche beigesetzt wurde. Nach ihm wird P. Johannes Mickius aus Wollersheim erwähnt, der am 8. April 1646 als Seelsorger von Blens starb. Er scheint jedoch nur vorübergehend das Amt eines Pfarrers von Hergarten bekleidet zu haben. P. Georg Herg war im Jahre 1672 Pfarrer in Hergarten, da er als solcher am 14. Juli dieses Jahres eine Prüfung in Köln bestand. P. Ludwig Pingell, gestorben am 26. November 1690, stand nach einer Angabe in den Totenbüchern zwei Jahre der Pfarre von Hergarten vor. Auf ihn folgte P. Jakobus Heinen, der von 1690 an Pfarrer in Hergarten war und am 25. April 1718 starb. Sein Nachfolger P. Edmund Brewer aus Heimbach, der am 24. September 1707 zum Priester geweiht wurde und am 25. Mai 1718 sein Pfarrexamen für Hergarten bestand, bekleidete dieses Amt bis 1736. Er starb am 19. Mai 1753. In den Jahren 1720, 1721 und 1724 unterzeichnete er als Pfarrer von Hergarten mehrere Pachtbriefe. P. Maurus Bremendhal aus Nideggen, der am 15. Juni 1726 zum Prieter geweiht wurde, scheint der letzte in der Reihe der Mariawalder Mönche gewesen zu sein, die der Pfarre des hl. Martinus in Hergarten vorstanden. Prior Benedikt Knips ernannte ihn am 7. Februar 1736 zum Pfarrer von Hergarten. Nachdem er in Köln sein Pfarrexamen bestanden hatte, wurde er durch eine Apostolische Bulle vom 29. November 1748 von Papst Benedikt XIV. in seinem Amte bestätigt, nachdem der Patronatsherr, Kurfürst Karl Theodor, seine Zustimmung bereits am 30. August 1748 erteilt hatte. Das Bruderschaftsbuch berichtet noch, daß er Lektor in Mariawald war, wo er am 20. Juni 1751 im Herrn entschlief.
Außer den Pfarreien Heimbach und Hergarten, in denen die Mönche zur Ausübung der Seelsorge verpflichtet waren, sehen wie sie auch noch in anderen Pfarreien seelsorglich tätig. P. Petrus Homman leitete ungefähr dreißig Jahre die Pfarre in Bergstein, wo er am 16. Januar 1658 starb und begraben wurde.
Zwei weitere Mönche werden ebenfalls als Pfarrer von Bergstein ange-führt: der nachmalige Prior P. Wilhelm Brewer, der aus Hergarten stammte und nach Angabe des neueren Totenbuches zwanzig Jahre Seelsorger in Blens und Bergstein war und der zeitweilige Schaffner des Klosters P. Wernerus Hansen erwähnt. Er war geboren zu Nideggen am 20. April 1700 und am 18. September 1723 in Köln zum Priester geweiht worden. Am 7. September 1730 war er vom Kurfürsten Karl Philipp und am 16. Dezember desselben Jahres vom Erzbischof von Köln als Pfarrer von Bergstein bestätigt worden.
In den Urkunden wird jedoch ausdrücklich hervorgehoben, daß nur noch für dieses Mal und zwar mit Rücksicht auf die Armut des Klosters ein Pater von Mariawald als Pfarrer von Bergstein ernannt werde. Es war nämlich damals das Bestreben der Bischöfe, den Ordensklerus mehr und mehr aus der Seelsorge zu entfernen. Als Todestag des P. Wernerus Hansen wird sowohl der 28. November als auch der 28. Dezember 1762 angeführt. Aus einem Berichte des Priors Johannes Conraths an den Herzog von Jülich scheint hervorzugehen, daß die Pfarre Bergstein dem Kloster inkorporiert war. Mehrere Schreiben des Dechanten Schiffers von Zülpich scheinen jedoch das Gegenteil zu beweisen.
Vier Mariawalder Mönche sind als Schloßkapläne in Dreiborn tätig gewesen. P. Prior Petrus Marianus Geich aus Zülpich, P. Georgius Meckenem, der annährend dreißig Jahre seines Amtes auf der Burg zu Dreiborn waltete, wo er auch am 10. Januar 1626 starb. Seinem Wunsche gemäß wurde er jedoch auf dem Klosterfriedhof bestattet. P. Cornelius Schauert, auch Schaffart genannt, war aus Heimbach gebürtig und beschloß am 23. Juni 1654 seine irdische Laufbahn als Kaplan in Dreiborn. Auch er fand seine letzte Ruhestätte inmitten seiner Mitbrüder. P. Tilmann Heinen war Pfarrer in Dreiborn, da er als solcher einen Pachtbrief unterzeichnete.
Interessant ist eine Mitteilung des Dreiborner Archivs, woraus hervorgeht, daß die Dreiborner keinen Geistlichen lange behielten wegen des geringen Gehaltes. So war die Pfarre auch im Jahre 1549 wieder einmal verwaist. Ein gewisser Servatius Hirt aus Schleiden versah einige Zeit den Dienst. Doch im Winter 1549/50 erhielten sie Aushilfe vom Kloster, da „Herr Heinrich uff dem Walt“ die Pfarre verwaltete. „Cono von sent Beyt“ übernahm die Pfarrstelle versuchsweise, aber noch im Jahre 1550 mußte „Herr Heinrich uff dem Walt“ wieder einspringen. Zwei weitere Pfarrer: „Jorgen, ein westphalinger“ und „Matthens von weyller“ hielten ebenfalls nicht lange aus, so daß „Herr Heinrich uff dem Walt“ auch noch in den Jahren 1552 und 1553 den Pfarrdienst versehen mußte, bis 1554 „Symon von Witlich“ kam, der längere Zeit der Pfarre vorgestanden zu haben scheint .
Das Bruderschaftsbuch von Glehn im Kreise Schleiden berichtet, daß P. Jako-bus Heinen aus Hergarten, der am 10. März 1670 zum Priester geweiht worden war, neun Jahre als Vikar daselbst tätig war. Aus den Kölner Generalvikariatsprotokollen geht hervor, daß der nachmalige Prior, P. Wilhelm Schweiß, stellvertrender Vikar in Glehn war.
P. Johannes Clivis war beinahe zwölf Jahre Pfarrer in Froitzheim, wo er auch am 12. September 1555 in ein besseres Jenseits einging. Sein letzter Wunsch, auf dem Klosterfriedhof beerdigt zu werden, wurde von seinen Mitbrüdern erfüllt. P. Rutgerus Kannengießer aus Düren, am 31. Mai 1665 in Köln zum Priester geweiht, war Pfarrer in Wollseifen bis zu seinem Tode, der am 10. Dezember 1672 erfolgte. Seine sterblichen Überreste wurden auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.
Drei unserer Patres waren mehr oder weniger lange Zeit als Vikare in Blens tätig: P. Johannes Mickius, der nachmalige Prior des Klosters, P. Wilhelm Bre-wer und P. Hermann Fick aus Euskirchen, der zwar am 3. Dezember 1629 in Blens starb, jedoch in Mariawald beerdigt wurde.
Der spätere Prior P. Petrus Marianus Geich aus Zülpich und P. Wilhelm Catterbach bekleideten eine Zeit lang das Amt eines Vizekurators in Bleibuir. P. Wilhelm Catterbach starb im Jahre 1747 als Seelsorger in Schönenborn (Steckenborn). In einem Notizbuch der Kirche in Steckenborn wird P. Wilhelm Catterbach schon im Jahre 1732 erwähnt, da er in diesem Jahre daselbst neue Kirchenbücher angelegt hat. Die Chronik des ehemaligen Franziskanerklosters in Schleiden berichtet, daß er im Jahre 1742 als Pfarrer von Steckenborn in der Schleidener Klosterkirche am Feste des hl. Antonius von Padua die Festpredigt gehalten hat.
P. Stephan Plusquin, der als Prior von Mariawald im Jahre 1736 die Glockenweihe in Ruhrberg vornahm, war im Jahre 1717 dort vorübergehend als Seelsorger tätig gewesen.
P. Matthias Viten aus Köln, der am 10. März 1670 in Köln zum Priester geweiht worden war, versah eine Zeitlang die Pfarreien Olef und Wollseifen. P. Johannes Boon, der in Bottenbroich seine Gelübde abgelegt und später nach Mariawald gekommen war, bekleidete nach dem Lib. stat. Tolp. im Jahre 1647 das Amt eines Pfarres in Olef. Nach einer Aufzeichnung in der Chronik des Schleidener Franziskusklosters war er im Jehre 1653 noch Pastor in Olef. Er starb im Jahre 1656 in Olef.
P. Hermann Düskirchen verwaltete längere Zeit die Pfarrei Schleiden. Mehrere Patres von Mariawald zeichneten sich, zumal während der religiösen Wirren, als Prediger aus und setzten ihre Kräfte mit Erfolg für die Gegenreformation ein, so u. a. P. Bernhardinus oder Wilhelm Eckarius. Auch die Schleidener Franziskanerchronik bemerkt des öfteren, daß an den Festen des hl. Franziskus und des hl. Antonius von Padua, sowie bei anderen festlichen Gelegenheiten ein Pater von Mariawald in der Franziskanerkirche zu Schleiden die Festpredigt hielt. In den Jahren 1673 bis 1675 waren in Keldenich P. Jakobus und P. Ludovikus aus Mariawald als Vikare tätig.
Außerdem stellte Mariawald den in der Umgegend gelegenen Zisterzienserinnenklöstern den Beichtvater.
Abgesehen von dieser beständigen Seelsorge in einzelnen Pfarreien und gelegentlichen Aushilfen in der Umgegend, übten die Mönche Mariawalds einen großen Einfluß auf die Gläubigen aus durch die Privatseelsorge. Wer könnte sie alle nennen, Geistliche und Laien, die im Laufe der Jahrhunderte in der trauten Klosterkirche oder in der stillen Klosterzelle sich Rat geholt haben, um ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Von dieser Privatseelsorge, die, weil so ganz im Verborgenen vor sich gehend, um so mehr Früchte zeitigte, konnten uns die Urkunden nichts überliefern, wie sie ja überhaupt nur wenig berichten über jene Mönche, die nur im Kloster tätig waren. Unbekannt von den Menschen verzehrte sich ihr Leben wie ein stilles, Gott wohlgefälliges Brandopfer. Erst am Jüngsten Tage, wenn im Lichte der Ewigkeit die Schleier dieser Zeiten gelüftet werden, wird alle Welt erkennen, was jene opferfreudigen Seelen zur Ehre Gottes und zum Heile des Nächsten in der Einsamkeit des Klosters gewirkt haben.
Über das wissenschaftliche Streben in Mariawald und die striftstellerische Tätigkeit seiner Mönche können wir kein sicheres Urteil fällen, da bei der Verwüstung durch die Hessen im Jahre 1642 und durch die Franzosen bei der Aufhebung des Klosters die Bibliothek geplündert wurde. Das Dürener Stadtarchiv besitzt eine Handschrift: „De viris illustribus S. Ordinis Cisterciensis“, die der Mönch Fr. Johannes Neer im Jahre 1498 in Mariawald vollendete. Sie umfaßt 274 Blätter. P. Maurus Bremendhal schrieb in lateinischen Versen die Gründungsgeschichte des Klosters. Er war Lektor und wird in der Franziskanerchronik mit noch anderen Patres von Mariawald als sehr gelehrt bezeichnet. Obgleich die Urkunden nicht viel von hervorragenden Gelehrten und Schriftstellern berichten, so besaß der kleine Konvent auf dem Kermeter unter seinen Prioren und Mönchen nicht wenige, die sich durch ein großes Wissen auszeichneten. Einige z. B. P. Johannes von Köln, P. Thomas Heep, P. Heinrich Curtius, P. Wilhelm Brewer, P. Wilhelm Schweiß, P. Johannes Neer, P. Maurus Bremendhal, P. Wirdt, P. Bernhard Emonts, P. Edmund Palm und andere werden als gelehrte und wohlunterrichtete Männer gerühmt. Zudem beweist die tausend Bände starke Bibliothek, daß der kaum zehn bis zwölf Mönche zählende Konvent die Wissenschaft zu würdigen wußte. Denn wenn auch die Zisterzienser das Streben nach Vollkommenheit und die Beobachtung der hl. Regel als ihre Hauptpflichten erachteten, so waren sie keineswegs der Wissenschaft abhold. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts forderte der Orden ausdrücklich, daß jene, die aufgenommen werden wollten, eine gute wissenschaftliche Bildung besitzen müßten. Die Mariawalder Mönche mußten über ein gediegenes Wissen verfügen, da, wie wir oben sahen, nicht wenige von ihnen Pfarrstellen bekleideten, andere während der Jahreszeit, wo weniger Pilger zur Gnadenstätte kamen, in den nahe gelegenen Pfarreien aushalfen und wieder andere Beichtväter in Nonnenklöstern waren.
Nach den Totenbüchern und dem schon oft erwähnten Bruderschaftsbuche waren von der Gründung bis zur Aufhebung des Klosters im Jahre 1802 im ganzen 147 Ordenspersonen im Kloster Mariawald. Da aber die Totenbücher nur bis zum Jahre 1700 reichen und die Aufzeichnungen gegen Ende immer vereinzelter und kürzer sind, das Bruderschaftsbuch hingegen, das jedoch keine besonderen Personalangaben macht, erst im Jahre 1730 angelegt wurde, dürfte einige Namen nicht angegeben sein, wenngleich die vier letzten in den Totenbüchern angeführten Mönche als die ältesten im Bruderschaftsbuche eingetragen sind.
Unter diesen 147 Ordenspersonen befanden sich 109 Mönche, die mit der Priesterwürde bekleidet waren; von diesen verwalteten 17 das Amt eines Priors. Die übrigen 38 waren Konversbrüder. Die verhältnismäßig geringe Zahl kann uns nicht wundernehmen, wenn wir bedenken, daß nach der Bestimmung des Erzbischofs nicht mehr als 18 Ordenspersonen sein durften und zeitweise, wie wir oben sahen, kaum 10 bis 12 Ordensleute in Mariawald waren.
Diese Mönche bilden gleichsam die Ahnengalerie, den Stammbaum unseres Klosters. Nicht wenige von ihnen waren Männer von vornehmer Herkunft, wis-senschaftlicher Bildung, ernster Arbeit und großer Frömmigkeit. Von den Gründern Mariawalds sagt ein alter Schriftsteller (Aubertus Miraeus, Chronicon Cist. Ord. Coloniae, 1614 p. 283/84), daß sie sich durch eine einzigartige Frömmigkeit und klugen Eifer ausgezeichnet hätten. Die Prioren waren Männer, die ihren Untergebenen durch einen sittenreinen Lebenswandel vorangeleuchtet haben, eine hervorragende wissenschaftliche Bildung und erprobte Frömmigkeit besaßen. Fast alle waren kluge Verwalter und weise Vorsteher, eifrig bestrebt, das geistliche und zeitliche Wohl des Klosters zu fördern. Es waren Männer, die auch unter den schwierigsten Verhältnissen mit ungebeugtem Mute ihres Amtes walteten.
Von nicht wenigen Chorreligiosen berichten die Totenbücher eingehend, aber es würde den Rahmen dieser bescheidenen Schrift überschreiten, wollten wir alles erwähnen. Bei den 38 wackeren Konversbrüdern, die nicht wenig zur wirtschaftlichen Entwicklung und Blüte des Klosters beigetragen haben, findet sich in den Totenbüchern manche kostbare Bemerkung. In dem einfachen Leben so manchen Konversbruders spielte sich ein großes Stück Geschichte ab und mancher von ihnen verbarg seine vornehme Abstammung unter dem schlichten braunen Ordenskleid. Noch mehr als die Mönche verbrachten sie ihr Leben in stiller Einsamkeit. Es waren Männer, die in treuer Beobachtung ihrer heiligen Regel, in harter Arbeit und eifrigem Gebet einzig und allein darauf bedacht waren, Gott zu gefallen, sich selbst zu heiligen und dem Nächsten zu nützen.
Fast nichts erfahren wir über die Novizen, deren erster, Johannes Stralen, am 20. August 1520 starb. Drei weitere Novizen starben während ihrer Probezeit: Petrus Stralen (1496), Johannes Hörstgen von Münstereifel (1638) und Johan-nes Emmericus Hoegen aus Düren (1674). Alle, Mönche und Konversbrüder, waren bestrebt, ein möglichst vollkommenes Leben zu führen, so daß Mariawald ein Herd war, auf dem das Feuer der Gottes- und Nächstenliebe brannte und sich ringsum verbreitete.
Mehr denn 500 Jahre sind im Zeitenstrome dahingerauscht, seit die Mönche von Bottenbroich das Kloster auf dem Kermeter gegründet haben. Während vom Mutterkloster Bottenbroich mit Ausnahme der Kirche und des sogenannten Priorbaues nichts mehr erhalten ist und selbst im Innern der Kirche nichts mehr an ein altes Zisterzienserkloster erinnert, ist das Tochterkloster zu neuem Leben erstanden, und wieder sind es weiße Mönche, Zisterzienser von der „Strengen Observanz“, die durch ein Leben des Gebetes, der Arbeit und der Buße sich und die Mitwelt zu heiligen trachten.