Reich an Verdiensten für die Erhaltung des katholischen Glaubens in unserer Gegend, Segen und Wohltaten spendend, stand Mariawald über dreihundert Jahre auf der Höhe des Kermeter, und wie die beiden brennenden Fackeln im Klosterwappen und der Wahlspruch des Klosters „Luceat lux vestra“ (Euer Licht soll leuchten), andeuten, war es eine Leuchte der Frömmigkeit und der Religion für nah und fern. Groß war der sittlich-religöse Einfluß, den seine Mönche auf die zahllosen Pilger, sowie auf die Gläubigen der Umgegend ausgeübt hatten. Trotz der schrecklichen Stürme, die das Kloster umtobt hatten, war es standhaft geblieben. Soviel Widerwärtigkeiten Mariawald auch erduldet, es hatte sich doch dank seinem über alles Lob erhabenen Konvente, der in den härtesten Prüfungen aushielt, in seiner hochwichtigen Bedeutung behauptet: es war gleichsam der Brennpunkt, von dem noch allen Seiten hin Strahlen des reichsten Segens ausgingen. Durch ihr Leben, Beispiel und Gebet sollen die Zisterzienser veredelnd auf ihre Mitmenschen einwirken, und das haben die Mönche auf dem Kermeter stets getan. In sittlicher Beziehung war der Stand des Klosters allezeit tadellos und musterhaft. Mariawald ist dem alten, heiligen katholischen Glauben treu geblieben. Auch in den Wirren des Reformationszeitalters war die Ordenszucht nicht gelockert; Prioren und Konvent hielten treu zur heiligen katholischen Kirche, treu zu ihrem heiligen Orden.
Diese Bergeshöhe, die die hehre Gottesmutter sich als Gnadenstätte erkoren, war der Ort, wo in jenen unruhigen Zeiten gleichsam ein Ausgleich der sozialen Gegensätze zwischen arm und reich, zwischen Edelmann und Knecht stattfand. Alle strebten ja einem gemeinsamen Ziele zu, und die Stiftungen, die der Adel und die begüterten Bürger dem Kloster machten, wurden von diesem in Liebesgaben für die Armen und Bedürftigen umgewandelt. So erfreute sich das Kloster des größten Ansehens bei hoch und niedrig, bei arm und reich.
Allein, die stürmischen Wogen der französischen Revolution, die Trümmer auf Trümmer häufend über Europas Länder dahinbrausten, schlugen mit mächtigem Anprall auch an die Mauern des auf einsamer Bergeshöhe gelegenen Klosters Mariawald. Noch einmal, und härter als je zuvor, mußte das Kloster die Schrecknisse des Krieges verkosten. Französische Kriegshorden erstiegen den Kermeter, doch nicht, um an der Gnadenstätte zu beten, sondern um zu rauben und zu plündern. Das Kloster hallte wider, nicht von den Gesängen und Gebeten der Mönche oder der frommen Pilger, sondern von wildem Kriegsgeschrei und Waffengeklirr der welschen Klosterstürmer.
Laut Beschluß vom 17. Nivose des dritten Jahres der französischen Republik (6. Januar 1795) wurde der Distrikt Aachen-Jülich mit fünf Millionen Livres Kriegssteuer belastet, welche Summe jedoch später herabgesetzt wurde. Mariawald mußte 2303 Livres zahlen. Nicht ohne bedeutende Schulden zu machen, konnte Prior Edmund Palm diese Summe aufbringen, um die Habgier der Franzosen zu befriedigen. Doch diese waren unersättlich. Bald jedoch sahen die Franzosen die große Armut des Klosters ein, und durch Beschluß der Distrikts-Verwaltung vom 6. Germinal des dritten Jahres der französischen Republik (26. März 1795) wurde Mariawald wegen seiner „Unvermögenheit“ von jeder weiteren Kriegssteuer entbunden. P. Prior Edmund Palm und sein aus sieben Religiosen bestehender Konvent blickten jedoch nicht ohne Besorgnis in die dunkle Zukunft. Sie ahnten, daß ihnen noch Schlimmeres bevorstehe und diese Ahnung täuschte sie nicht. Das Werk, das mehr als drei Jahrhunderte so schön geblüht, wurde mit einem einzigen Federstrich vernichtet von jenen, die mit Eisen und Blut eines der grausigsten Blätter der Weltgeschichte beschrieben haben. Am 2. April 1795 erklärte ein Beschluß der welschen Machthaber das Kloster für aufgehoben, und schon am 20. April desselben Jahres wurde das Klostergut von französischen Kommissaren inventarisiert. Ob sie wohl so viel fanden, wie sie hofften? Von barem Geld ist in dem Aufnahmeprotokoll nichts geschrieben, wohl aber von Schulden. Im folgenden sei der Wortlaut des Protokolls angeführt.
Protocollum inventarisationis der im Kloster Marienwald vorfindlichen gereiden fort besagtem Kloster zustehenden immobilar stücker.
Primidi d. 1 ten Floréal 3 ten J.d. R. (20. April 1795).
Coram friedensgerichts Assessoren Bürgern Ramacker
und Commissaire Bürger Ransonnet im Kloster Marien Wald.
Hat sich Commissio eingefunden dem vorseyenden Prior und übrigen Conventualen das arrêté der Volks-Repraesentanten vorgelesen, nicht weniger ihnen den auftrag des nationalagenten bekannt gemacht, zufolge welchem es der beschluß seye, daß weilen einer von ihnen vor dem einmarsch der franzosen in hiesige länder abwesend geworden, die Inventarisation aller hierselbs vorfindlichen ge- und ungereiden güter fort Bestialien vorgenohmen werden sollte. Sie erklärten hierauf, daß in vorigen zeiten das Kloster aus acht personen bestanden, worunter einer allzeit um die pfarrey zu Heimbach zu versehen expositus wäre. Es wäre wahr, daß einer nähmlich Henricus Fußen ungefähr 14 tägen vor dem einmarsch der franzosen sich abwesend gemacht habe, jedoch soviel ihnen wißig, aus keiner andern ursache, als um seine anverwanten zu Lintz zu besuchen, wie er jährlichs zu thuen pflegte, und nach den ordens-Instituten erlaubt wäre. Sie müßten hiebei erinnern, daß eben dieser abwesende in vorigen zeiten ein unruhiger Kopf gewesen, der sich bald dieses bald jenes Kloster zum aufenthalt gewählt hätte. sie glaubten daher nicht; daß die République dieses abwesenden willen, der ohnehin, wie das Gerücht geht, und nach aussag seiner anverwanten verstorben seyn solle, etwas nachtheiliges wider das gantze Kloster vorkehren würde.
(Nach einem früheren Beschluß der Distrikts-Verwaltung sollte nur in jenen Klöstern die Inventarisation vorgenommen werden, aus denen mehrere Ordenspersonen vor dem Einmarsch der Franzosen entflohen wären. Daher protestierten sowohl der Vorsteher der Konventualen in Nideggen, wie auch der Prior von Mariawald gegen die Inventarisation, weil aus dem Kloster in Nideggen, wie aus dem Kloster Mariawald nur ein Religiose abwesend war. Die Beamten ersuchten daher die Distrikts-Verwaltung um nähere Bestimmungen. Sie erhielten jedoch den Auftrag, unverzüglich zur Inventarisation in beiden Klöstern zu schreiten.)
Sie wären indeßen willig sich der anordnung des national agenten zu fügen, und die Inventarisation vor sich gehen zu laßen. Vorläufig müsten sie aber errinnern, daß sie über alle liegende güter das verzeichniß eingeschickt, und bezögen sich gegenwärtig auf dasselbige ab, und legten solches nochmahlen zum protokoll mit dem bemerken, daß das Kloster auch noch mit einigen Schulden belastet seye. Diesemnach ist man zur Inventarisation vorgeschritten, und hat befunden:
in der kirch 12 höltzerne altäre mit bildern. 8 gemählde. eine Monstranz von kupfer mit silbernen verzierungen. ein silbernes ciborium. drey silberne kelchen, worunter einer mit einem kupfernen fuß. 12 kupferne 6 zinnerne 10 höltzerne altarleuchter. 2 Processionsleuchter von holtz. 2 kupferne lampen. 1 dito weykeßel. 1 kupfernes weyrauchfaß. 1 eiserner kronenleuchter. 4 große eiserne leuchter. 5 mit kupfer beschlagene meßenbücher. 4 paar zinnerne pollen mit zwey tellern. sieben schellen. 2 kleine klocken. 1 Processionsfahne. 1 kleine orgel. 3 kupferne wandleuchter. 1 mit compositions besetztes Kreuz.
an Kirchen gewand:
12 alben. 2 priester-röcklein. 4 Choral-röcklein. 12 schulter-tücher. 2 Communicanten-tücher. 12 hand-tücher. 5 tamastene kaselen. 4 kapellen mit seidenband besetzt. 3 dergleichen Chor-kappen. 6 tücherne kaselen mit wollenem band besetzt. 6 hölzerne bilder übersilbert. 1 kupfernes wasch-gefäß. ungefähr 40 pfund wachs.
in der küchen:
48 zinnerne teller. 8 schüßelen dito. 4 kömpe dito. 5 kupferne töpfe. 4 dito kas-terollen. 2 dito sieben. 4 dito schöppen. 7 eiserne tüpfe. 1 dito feuermaschine von eisen. 1 bläser. 1 feuerzange. 1 brat-röster. 2 kuchen-pfannen. 1 schüppe. 2 brat-pfannen. 2 schäncker. 2 tische. 4 bäncke. 4 kupferne kaffee-pötte. 2 zin-nerne pinten. 1 zinnerne halb-maaß. 1 mit kupfer beschlagene bier-töte. 1 ei-serner wagen-balcken mit theils eiserner theils steinernem gewicht. 1 waßer-stange. 24 theils compositions theils zinnerne löffel. 4 eiserne lampen. 1 kupferne lampe. 24 gabel und meßer von knoch und holtz bearbeitet. ein viertel saltz. 4 zinnerne saltz-fäßer. 1 pfefferdose.
aufm speicher:
1 mldr. Korn. 2 mldr. gersten. ½ mldr. erbsen. 6 mldr. haaber zur saat. ¼ mldr. flachs-saamen. 20 rohe kalbhäut. 40 pfund hopfe. 3 mldr. maltz. 15 pfund flachs. 12 pfund hanf. circa 400 fuß eichen bord zur reparirung des speichers. 5 leere binnen-körb. 500 pfund schweinenfleisch.
im keller:
circa 1 ½ ahm rothen wein zur consumption. 2 ahmen dito zum kirchendienst. 1 faß gutes bier. 1 dito gemeines bier. 1 ½ ahm eßig. circa 30 pfund butter. 28 maaßen öhl. 2 stangen sauerkraut. 1 stange still-gemüß.
im Kloster:
49 höltzerne stühl. 12 theils große theils kleine tische. 9 schäncker. außer den bettungen der Conventualen, als welche denselben eigenthümlich zugehören 5 federne better mit bettladen für fremde, 6 flockene dito für die arbeiter und dienstbotten. 22 paar theils grobe theils feine decken. 20 tischtücher verschie-dener gattung. 44 handtücher. 18 gemählde. 4 eiserne öfen und 3 kleinere wanduhren. eine große Kloster Bibliothek 1000 bände von geist und weltlichen geschichten theologische, prediger etc. bücher.
brauhauß bestehend aus einem braukeßel mit zubehör
bestialien:
bestehend aus 2 pferden mit nöthigen pferdsgezeug. 12 kühe. 6 ausstehenden kühen, warab die inhabern die abnützung bis im stehenden october haben. 1 stier-ochs. 5 rinder. 3 kälber. 2 mutter-schwein. 7 fasel-schwein. 1 Eber.
acker-gezeug:
2 pflüge mit zubehör. 3 eggen. 1 wagen. 2 karrigen sodan 1 stürz-karrig.
Länderey:
bestehen aus 60 morgen land und benden. 2 morgen 3 viertel weingarten, wel-che das Kloster selbst bauet, so aber steinig und von der schlechtesten qualität sind. außer diesen besitzen sie noch in verschiedenen gegenden verschiedene theils grundstücke theils zehnden theils erbpfächten, welche zufolg der schon im monath Nivose übergegebenen specification einträgen = 41 ½ mldr. roggen = 10 mldr. gersten 45 mldr. haaber = 3 mldr. speltz. sodan in geld 309 rchst. 16 stbr.
Ransonnet Commissaire
von Municipalitaets commissions
Westhoven Secret. mppr.
Das Verzeichnis der Güter und Einkünfte des Klosters, das P. Prior Edmund Palm der Distrikts-Verwaltung in Aachen bereits eingeschickt hatte, wurde nach der Inventarisation aufs neue aufgestellt und zwar wie folgt:
Die öffentliche Versteigerung der Klostergüter und des Klostermobiliars fand in den Jahren 1797-98 statt. Die kunstvollen Fenster der Kirche, des Kreuzganges und des Kapitelsaales wurden nach Frankreich und größtenteils nach England verkauft (vgl. Kap IV). Die Kirchengeräte wurden wie schon im Kapitel IV. mitgeteilt, an Nachbarpfarreien verschenkt oder verkauft. Wohin die übrigen Sachen des Klosters, sowie die wertvollen Handschriften und Bücher der Klosterbibliothek gekommen sind, kann nicht mehr festgestellt werden. Sie wurden wohl, wie in den meisten derartigen Fällen, in leichtsinniger Weise verschleudert. Der Erlös dieser Verkäufe floß in den französischen Staatssäckel; den ausgewiesenen Patres wurde nur eine kleine Pension gewährt, die nicht einmal zur Verschaffung des täglichen Brotes hinreichte.
Schmerzerfüllt und mit Tränen in den Augen mußten die Mönche, die niemand etwas zuleid getan und stets mit den Armen ihr Brot geteilt hatten, ihr Kloster verlassen, jene heilige Stätte, wo sie so lange und so glücklich gelebt hatten. Gewaltsam aus dem Erbe ihrer Väter vertrieben, mußten sie zurückkehren in die Welt, die sie einst verlassen hatten, um in stiller Einsamkeit sich ganz dem Dienste Gottes zu weihen. Wehmütig gingen sie am 12. August 1802 auseinander, jeder dahin, wo er im Drange der Not eine Stelle im Dienste Gottes finden konnte.
Folgende Patres waren zur Zeit der Aufhebung des Klosters in Mariawald:
1. Der Prior P. Edmund Palm (Palmen). Er war mehrere Jahre Hilfspriester in Heimbach und starb nach Angabe des Bruderschaftsbuches am 5. Februar 1819.
2. P. Robert Hasert. Er stammte aus Eicks, war im Kloster Novizenmeister und später Subprior gewesen. Wie schon im VIII. Kapitel erwähnt wurde, war er bis 1817 Pfarrer von Heimbach, dann Vikar in Niederdrees, wo er am 11. April 1824 sanft im Herrn entschlief.
3. P. Bernhard Emonts, früher Schaffner des Klosters, war von 1774 an Pfarrer in Heimbach, wo er am 15. März 1804 im Alter von 81 Jahren starb.
4. P. Edmund Ossen, Er war geboren zu Aachen am 10. Dezember 1764 und wurde am 8. März 1788 zum Priester geweiht. Er war der letzte Schaffner des Klosters, nach dessen Aufhebung er zunächst Hilfspriester in Gemünd, dann Rektor des St. Anna-Altares zu Richterich und zuletzt residierender Vikar in Niederdrees war, wo er am 2. Januar des Jahres 1833 an den Folgen eines Lungenschlages seine irdische Laufbahn beendigte.
5. P. Peter Goerdens aus Aachen. Nach der Aufhebung des Klosters war er bis 1817 Vikar in Gemünd, dann Pfarrer in Heimbach, wo er infolge eines Schlaganfalles sein Amt niederlegen mußte. Er starb am 20. April 1831. Wegen seiner Güte wurde er nur Pater Peterchen genannt.
6. P. Albericus Kost schließt die Reihe der Chorreligiosen. Bei seinem Namen steht im Bruderschaftsbuche: „O Schmerz! Letzter Prozeß! denn am 12. August, dem Feste der hl. Clara, mußten wir das Kloster verlassen.“ Er war geboren zu Düren am 9. Februar 1755, wohnte um das Jahr 1804 in Zülpich und starb im Juni 1811.
7. Br. Joseph Dansard, Konversbruder. Nach einer Aufzeichnung im Sterberegister der Pfarre D´horn im Kreise Düren starb er daselbst am 9. März 1825. P. Heinrich Fußen (Voissen), hatte, wie oben bereits berichtet wurde, das Kloster schon vor dem Einmarsch der Franzosen verlassen. Er war geboren in Düren am 25. April 1740, wo er im Jahre 1804 abskribiert war.
Da die Franzosen für das gestohlene Klostergut keinen Käufer finden konnten, wurde es dem bisherigen Schaffner Mariawalds, P. Edmund Ossen, für einen verhältnismäßig geringen Preis zugeschlagen. Er nahm dasselbe an sich, weil er die Hoffnung hegte, in kurzer Zeit mit seinen Mitbrüdern wieder ein gemeinschaftliches Leben führen zu können. Allein aus Mangel an Mitteln konnte er die begonnene Landwirtschaft nicht fortsetzen. Daher verkaufte er die Klostergebäude und die anliegenden Ländereien im Jahre 1804 an Franzosen. Somit ging das Zisterzienserkloster Mariawald in Laienhände über.
Die von P. Alfons Bensegger angelegte Klosterchronik enthält über den nunmehr beginnenden Zeitabschnitt einen ausführlichen Bericht, der hier in abgekürzter Form wiedergegeben sei.
Die Franzosen, die das Klostergut von P. Edmund Ossen erstanden hatten, konnten den erhofften Gewinn nicht erzielen; daher verkauften sie dasselbe an einen gewissen Syberg. Dieser richtete sich im Kloster wohnlich ein, starb jedoch schon kurze Zeit nachher. Seine Erben wollten aber die alte Gnadenstätte nicht als Eigentum besitzen, weil sie fürchteten, es würde ihnen nicht zum Segen gereichen. Sie sahen sich daher nach einem Käufer um und fanden diesen in den Gebrüdern Stiegeler aus Hausen. Diese veräußerten den ehemaligen Klosterbesitz anfangs der dreißiger Jahre an Herrn Günther aus Gemünd. Gegen Ende der vierziger Jahre verkaufte Herr Günther den größten Teil des Besitzes an einen gewissen Notar Stoppenbach aus Köln, der das Gut jedoch bald verlassen mußte. So gelangte das ehemalige Kloster um das Jahr 1850 in de Besitz der Familie Monheim aus Köln.
Wie in den meisten derartigen Fällen, suchten die jeweiligen Besitzer des ehemaligen Klosters möglichst großen Nutzen aus dem erworbenen Anwesen zu ziehen. Zunächst wurde die Kirche zerstört. Ein gewisser Schmied aus Heimbach erhielt den Auftrag, die eisernen Fensterstangen auszubrechen und, soweit möglich, auch das übrigen Eisen zu entfernen. Alles, sogar das Holz der Altäre, wurde verkauft oder, insofern es keine Käufer fand, verbrannt. Die acht Wandgemälde wurden ausgekratzt und die Statuen entfernt. Der hochwürdige M. M. Bonn, Vikar in Heimbach, schreibt folgendes: Im Jahre 1824 begann man mit dem Abbruch der schönen Kirche zu Mariawald.
Der Dachstuhl war fort und das steinerne Gewölbe des Kirchenschiffes lag abgebrochen. Nur das steinerne Chorgewölbe stand noch. Keiner der früheren Abbrecher wollte sich an diese Arbeit geben. Ein armer Familienvater von acht Kindern aus Hausen übernahm den Abbruch dieses Chorgewölbes in Anbet-racht des überaus großen Tagelohnes, der er haben sollte, und dessen er sehr bedurfte. Am ersten Tage beim ersten Stoße mit dem Brecheisen stürzte das ganze Chorgewölbe ein und der arme Mann kopfüber mit hinein, nur die Beine standen heraus. Er war ganz zerschmettert und starb gleich nach Empfang der hl. Ölung. Von dieser Zeit wurde von der Kirche wenigstens einstweilen nichts mehr abgebrochen (M. M. Bonn. Die Geschichte des mirakulösen Bildnisses usw. S. 20.).
Nur dieser mutwilligen Zerstörung ist es zuzuschreiben, daß die so stark gebaute, herrliche Kirche auf dem Kermeter in weniger als fünfzig Jahren eine so traurige Ruine werden konnte. Im August 1835 schrieb der protestantische Pfarrer Jakob von Emster aus Roetgen nach einem Besuche in Mariawald u.a. „… der Anblick dieser Ruinen erfüllt die Seele des Beschauenden mit Wehmut… die Kirche, deren Boden mit Steintrümmern, Stauden und mannigfaltigen Kräu-tern überdeckt ist…“ (Eifeler Volkswacht, Mai 1929 und Organ für christliche Kunst 1869).
Die große Scheune Mariawalds wurde abgebrochen und in Hausen wieder aufgebaut (Joh. Hub. Kessel, Kanonikus, Geschichte des Trappistenklosters Mariawald bei Heimbach in „Der Friedensbote“ Aachen 1886 S. 706 und ff.). Da die einzelnen Besitzer nur auf ihren Vorteil bedacht waren, hatten sie nichts für die Erhaltung und Ausbesserung der Klostergebäude getan, so daß diese allmählich in Verfall gerieten. Die kleine Scheune, sowie die Stallungen waren so verwahrlost, daß Regen und Schnee überall eindringen konnten und das Holzwerk notwendig verfaulen mußte. Deshalb wurden die Pferde, Kühe und Schweine im ehemaligen Speisesaal der Mönche untergebracht. Ein Teil dieses Saales diente als Scheune für Stroh und Heu und als Speicher für Getreide. Ein anderer Flügel wurde als Schuppen für Wagen, Karren und Ackergeräte benutzt. Aber auch die Bedachung der einzelnen Flügel war sehr vernachlässigt. Alle Fenster der oberen Stockwerke waren eingeschlagen; die Zimmer infolge der Nässe durchfault. Schlupfwinkel für Nachteulen und Fledermäuse. Daher sah sich Herr Monheim gezwungen, den ehemaligen Kapitelsaal als Wohnung einzurichten, da dieser wegen seiner Wölbung vor Wind und Wetter schützte.
Wie die Gebäude, so waren auch die Äcker und Wiesen größtenteils vernachlässigt. Der Boden in der Umgebung von Mariawald ist sehr steinig und kann nur mit großer Kraftanstrengung und vielen Unkosten fruchtbar gemacht werden. Nach der Aufhebung des Klosters fehlte es den jeweiligen Besitzern an den nötigen Kräften und an der erforderlichen Ausdauer, so daß die einst so schönen Felder des Klosters nur zu bald einer öden Wildnis ähnlich geworden waren. Alles war mit Dornen, Disteln, Ginster und Brombeersträuchern und anderem Unkraut bedeckt. Wie seine Vorgänger erkannte auch bald der letzte Laienbesitzer des Klostergutes, daß er trotz aller Anstrengung aus dieser Landwirtschaft keinen Nutzen ziehen, sondern sein Vermögen mehr und mehr einbüßen werde. Er ging daher mit dem Gedanken um, das Gut, sobald wie möglich, zu einem einigermaßen annehmbaren Preis zu verkaufen. Doch das Jahr 1860 war mittlerweile angebrochen, und noch hatte sich kein Käufer gefunden.