



Abtei Mariawald
Abtei Mariawald
Die stürmischen Wogen der französischen Revolution, die Trümmer auf Trümmer häufend über Europas Länder dahinbrausten, schlugen mit mächtigen Anprall auch an die Mauern des auf einsamer Bergeshöhe gelegenen Klosters Mariawald. Noch einmal, und härter als je zuvor, mußte das Kloster die Schrecknisse des Krieges verkosten. Französische Kriegshorden erstiegen den Kermeter, doch nicht, um an der Gnadenstätte zu beten, sondern um zu rauben und zu plündern. Das Kloster hallte wider, nicht von den Gesängen und Gebeten der Mönche oder der frommen Pilger, sondern von wildem Kriegsgeschrei und Waffengeklirr der welschen Klosterstürmer.
Die öffentliche Versteigerung der Klostergüter und des Klostermobiliars fand in den Jahren 1797-98 statt. Die kunstvollen Fenster der Kirche, des Kreuzganges und des Kapitelsaales wurden nach Frankreich und größtenteils nach England verkauft. Die Kirchengeräte wurden an Nachbarpfarreien verschenkt oder verkauft.
Wohin die übrigen Sachen des Klosters, sowie die wertvollen Handschriften und Bücher der Klosterbibliothek gekommen sind, kann nicht mehr festgestellt werden. Sie wurden wohl, wie in den meisten derartigen Fällen, in leichtsinniger Weise verschleudert. Der Erlös dieser Verkäufe floß in den französischen Staatssäckel; den ausgewiesenen Patres wurde nur eine kleine Pension gewährt, die nicht einmal zur Verschaffung des täglichen Brotes hinreichte.
Schmerzerfüllt und mit Tränen in den Augen mußten die Mönche, die niemand etwas zuleid getan und stets mit den Armen ihr Brot geteilt hatten, ihr Kloster verlassen, jene heilige Stätte, wo sie so lange und so glücklich gelebt hatten. Gewaltsam aus dem Erbe ihrer Väter vertrieben, mußten sie zurückkehren in die Welt, die sie einst verlassen hatten, um in stiller Einsamkeit sich ganz dem Dienste Gottes zu weihen. Wehmütig gingen sie am 12. August 1802 auseinander, jeder dahin, wo er im Drange der Not eine Stelle im Dienste Gottes finden konnte.
Eine Zierde der ehemaligen Klosterkirche in Mariawald war die künstlerische Kanzel, an deren Brüstung die Bilder von vier Kirchenlehrern (Hl. Hieronymus, Hl. Augustinus, Hl. Gregorius und Hl. Ambrosius) angebracht waren und deren hervorragender Schalldeckel wie von zwei schwebenden Engeln getragen schien. Diese Kanzel kam nach der Aufhebung des Klosters in die Pfarrkirche von Vlatten, wo sie sich noch heute befindet. Der Schalldeckel ist jedoch nicht mehr vorhanden und das schöne Schnitzwerk am Fuße der Kanzel wurde auch entfernt.