Durch Umsicht und Fleiß seiner Mönche hatte sich Mariawald in kurzer Zeit zu schönster Blüte entfaltet, doch nur zu bald trat manches Widrige der Weiterentwicklung hemmend in den Weg.
Auf den tatkräftigen P. Johannes von Köln folgte als Prior der bisherige Schaffner des Klosters P. Hubert von Schleiden, der jedoch nicht ganz drei Jahre regierte. Er starb bereits am 16. März 1520. Vom Tage seiner Erwählung an war er mit allem Fleiß und Ernst bestrebt, das ihm auferlegte Amt zur Ehre Gottes und zum Heile seiner Mitbrüder wohl zu verwalten, zumal dem Kloster von verschiedenen Seiten Schwierigkeiten bereitet wurden.
Schon im Jahre 1506 hatte der damalige Pfarrer von Heimbach, Werner Vogt von Cassel, Ansprüche auf einen Teil des Opfers der Klosterkirche gemacht. Der Streit endigte zugunsten des Klosters. Durch notariellen Akt erklärte der Pfarrer, daß er einige Jahre zuvor vor einem Notar und Zeugen in Gegenwart des Priors Johannes von Goch auf die Besitzungen des Klosters Mariawald verzichtet habe; daß er nunmehr vor dem Prior Johannes von Köln allen Rechten, die ihm als Pfarrer von Heimbach auf die Besitzungen oder Einkünfte des Klosters Mariawald zustehen könnten, entsage; ferner, daß er die früher mit dem Kloster eingegangenen Verträge bestätige und vom Kloster nichts mehr fordern wolle, als eine Mark, wie es der Herzog im Jahre 1489 bestimmt habe. Allein unter seinem Nachfolger, dem Pfarrer Johannes Halle, entstanden neue Streitigkeiten wegen des von den Pilgern in der Klosterkirche gespendeten Opfers, von dem er ein Drittel beanspruchte, obgleich ihm von Rechts wegen nur eine Mark zustand. Auch dieser Streit wurde laut notariellen Aktes vom 15. November 1519 zugunsten des Klosters beigelegt.
In einem zweiten notariellen Schreiben vom selbigen Tage erklärt Pfarrer Johannes Halle sich bereit, auf die Pfarre Heimbach zu verzichten, damit diese dem Kloster Mariawald einverleibt werde, wenn der Herzog, der Patronatsrecht über die Kirche von Heimbach habe, damit einverstanden wäre. Das Kloster müsse sich jedoch verpflichten, ihm bis zu seinem Tode eine jährliche Rente von 28 rheinischen Gulden zu zahlen. Durch ein weiteres notarielles Schreiben vom 21. Dezember desselben Jahres überträgt Pfarrer Halle dem Prior Hubertus von Schleiden das Benefizium der Schloßkapelle zu Heimbach. Diese Kapelle scheint das älteste Gotteshaus in Heimbach gewesen zu sein, in dem ursprünglich auch für die wenigen Bewohner des Tales Gottesdienst gehalten wurde.
Schon bei Beginn dieser neuen Zwistigkeiten hatte Prior Hubert von Schleiden den Herzog ersucht, die Pfarre Heimbach dem Kloster zu inkorporieren, um den Streitigkeiten ein Ende zu machen. Der Pfarrer mochte wohl bald eingesehen haben, daß er einen für sich unheilvollen Schritt getan hatte, als er mit dem Kloster zu streiten anfing, und daß er die dadurch verlorene Gunst seines Herzogs nicht leicht wiedergewinnen werde. Daher zog er es vor, freiwillig Verzicht zu leisten. Durch Urkunde vom 1. Februar 1521 erklärte der Herzog die Pfarrkirche von Heimbach als mit dem Kloster einverleibt. Er bestimmte, daß fortan der jeweilige Prior von Mariawald einen geeigneten Welt- oder Ordenspriester zum Pfarrer von Heimbach zu ernennen habe. Herzog Johann und der Prior von Mariawald ersuchten den Papst um die erforderliche Bestätigung, die am 18. Mai 1521 erfolgte (Heimbach Pf. Fasc. III Nr. 35 Org. Bleibulle 1521 Mai 18). In der diesbezüglichen Bulle erwähnt Papst Leo X. ausdrücklich, daß durch diese Einverleibung alle weiteren Streitigkeiten zwischen Pfarrer und Kloster vorgebeugt werden sollte.
P. Hubert von Schleiden starb am 16. März 1520. Zu seinem Nachfolger wurde P. Christian Keldenich gewählt. Er stammte aus dem Orte Keldenich bei Call im Kreise Schleiden. Eine Zeitlang war er Schaffner in Mariawald und Beichtvater der Zisterzienserinnen in Hoven bei Zülpich gewesen. Nach den spärlichen Berichten aus seiner Zeit zu urteilen, scheint seine Regierung eine glückliche gewesen zu sein, während welcher die Mönche sich ungestört ihrem Berufe widmen konnten. Über den Prior selbst fehlt jede nähere Angabe; sein Todestag ist nicht einmal bekannt. Aber in diese glückliche Lage des Klosters kam eine gewaltige Störung durch die furchtbaren Kriegswirren, die vom Jahre 1540 an bis zum Ende des Jahrhunderts über die Jülicher Lande hereinbrachen. Unter dem fünften Prior, P. Thomas Heep (Haepius), begann für das Kloster auf dem Kermeter eine Zeit harter Prüfungen und schwerer Leiden.
Als nach dem Tode Karls von Egmont, Herzogs von Geldern, Wilhelm V., Herzog von Jülich, die Huldigung der Stände des Herzogtums Geldern, das ihm nach einem Vertrage von 1538 zufiel, entgegengenommen hatte, entstanden blutige Fehden mit Kaiser Karl V., der ebenfalls Ansprüche auf Geldern machte. Alles verheerend fielen die Kaiserlichen in die Jülicher Lande ein. Düren und Nideggen wurden erobert und verwüstet, und auch in die stille Einsamkeit des Klosters auf dem Kermeter drang der rohe Kriegslärm. Die Mönche hatten viel zu leiden unter dem Durchmarsch der Truppen, die raubend und plündernd von Hof zu Hof zogen.
Noch weit übler ging es dem Jülicher Land in dem langwierigen Niederländi-schen Kriege. Die Spanier, denen man den Durchzug durch die Herzoglichen Lande gestattet hatte, plünderten und brandschatzten wie in Feindesland. Immer wieder wurden die Höfe des Klosters von roher Soldateska heimgesucht, und mehr als einmal wurden dem Kloster und seinen Höfen Steuern auferlegt, die den Jahreseintrag derselben bei weitem überstiegen.
Wie sehr Mariawald selbst an den Folgen des Krieges zu leiden gehabt hatte, ersieht man daraus, daß es zur Deckung seiner Schulden und er Kriegskontributionen einige Ländereien verkaufen mußte. Im Jahre 1570 soll nach einer Nachricht in den Binsfeld´schen Familienpapieren die Not des Klosters so groß gewesen sein, daß die Mönche nur noch Kraut und „Grisch“ zu essen hatten. Das Kloster ging zurück, denn da die Einkünfte geschmälert wurden, konnten keine neuen Mitglieder aufgenommen werden. Zudem machten sich auch in der Eifel die Wirkungen der Kirchenspaltung fühlbar. Da viele Klöster unter den Religionskämpfen und kirchlichen Wirren schwer gelitten hatten, könnte man versucht sein, anzunehmen, daß die kirchlichen Umwälzungen nicht nur auf die wirtschaftliche Lage Mariawalds nach außen, sondern auch auf den religiösen Geist im Inneren nicht gerade günstig eingewirkt hätten.
Allein, die neue Lehre fand keinen Eingang in das Kloster auf dem Kermeter. Dennoch hatte Mariawald die Untreue eines seiner Mönche zu beklagen. Dietrich VI., der dem Protestantismus ergeben war, und ihn mit aller Gewalt in seine Grafschaft einführen wollte, suchte Prediger für die einzelnen Orte der Grafschaft Schleiden.
Hil. Jost, der von 1808 bis 1850 katholischer Pfarrer in Schleiden war, berichtet, daß nach einem Manuskript, das zu seiner Zeit noch im Pfarrarchiv zu Udenbreth vorhanden war, Dietrich VI. den Mönch Reiner von Call aus dem Kloster Mariawald überredet habe, die neue Lehre anzunehmen. Mit der Pfarre zu Udenbreth gab er ihm eine jüdische Konvertitin zur Frau. Doch den schlichten Bauern und Kohlenbrennern sagte diese Neuerung nicht zu. Sie wollten von dem ihnen aufgezwungenen verheirateten Pastor nichts wissen. Um seinen Lebensunterhalt zu erwerben, mußte Reiner arbeiten wie ein Bauer und mit seinen Söhnen Kohlen brennen. Nachdem er längere Jahre ein kümmerliches Dasein gefristet hatte, kehrte er zur katholischen Kirche zurück. So war die Regierung des Priors Thomas Heep nicht vom äußeren Glück begünstigt. Wegen seiner hervorragenden wissenschaftlichen Bildung und großen Frömmigkeit schien er besonders geeignet, das Kloster zu noch schönerer Blüte zu bringen, aber die Zeitverhältnisse waren zu ungünstig.
Die Totenbücher schreiben über ihn: „Am 6. April des Jahres 1573 starb der fromme und gewissenhafte Thomas Heep von Monschau. Er war Mönch und Priester unseres Klosters und verschied im zweiundvierzigsten Jahre seines Priorates. Vom ersten Jahre Profeß an bis zum letzten Tage seines Lebens mühte er sich in vielen Arbeiten ab und war bei allen beliebt. In der Kirche, neben dem Marienaltar, wurde er bestattet“. Fünf Jahre hatte er in Deventer studiert und elf Jahre war er Pfarrer in Heimbach. Es wird ihm das schöne Zeugnis ausgestellt, daß er ein wahrer Hirt seiner Herde gewesen und wegen seiner großen Gelehrsamkeit von jeder weiteren Prüfung entbunden wurde. Seine Lehre stand im Einklang mit seinem katholischen Glauben und Leben, so daß seine Pfarrkinder mit ihm zufrieden waren. Unter seiner Regierung finden wir auch zum ersten Male einen Sekretär erwähnt, der mit der Besorgung der schriftlichen Arbeiten beauftragt war.
Der Ausblick in die Zukunft war ein recht trüber, als der fromme, wissenschaftlich hochgebildete Prior Thomas Heep am 6. April 1573 die Augen im Tode schloß. Die äußeren Verhältnisse Mariawalds waren wohl nie so trostlos gewesen wie bei seinem Hinscheiden. Die Gesamteinkünfte betrugen, in Geldwert umgerechnet, kaum 250 bis 270 Reichstaler. Eine Schuldenlast von 896 rheinischen Gulden lag auf dem Kloster und mehrere Güter hatten verpfändet werden müssen .
Wenige Wochen nach dem Tode des Priors P. Thomas Heep wählten die Mariawalder Mönche den P. Heinrich Curtius zum Prior. Angesichts der schweren damaligen Zeitverhältnisse darf es und nicht wundernehmen, wenn der neue Prior mehrmals beteuert, die Wahl gegen seinen Willen, ja nur gezwungen angenommen zu haben. In einem Schreiben führt er zudem noch aus, wie groß die durch die damaligen Kriege, aber auch infolge der Schwierigkeiten mit den Pächtern entstandenen Lasten für Mariawald waren. Seine Stellung war in der Tat keine beneidenswerte.
Die niederländischen Wirren waren noch nicht beendigt, da entbrannte im Jahre 1583 der Kölner oder Truchsessische Krieg zwischen Erzbischof Ernst, Herzog von Banern und dem abgesetzten und exkommunizierten, protestantisierenden Erzbischof Gebhard Truchseß, Freiherr von Waldburg, wodurch auch das Kloster au dem Kermeter arg heimgesucht wurde. Streifzüge und Überfälle von Soldaten, die alles raubten, dessen sie habhaft werden konnten, waren an der Tagesordnung. Dazu kamen noch die Kriegssteuern und die übrigen Abgaben. Die Kriegskontributionen betrugen im Jahre 1574 wenigstens 74 Goldgulden (355,20 Goldmark), 83 Reichstaler im Jahre 1578, im Jahre 1583 sogar 145 Gulden und 23 Reichstaler.
In den anderen Jahren waren die Steuern wohl etwas geringer, aber immerhin noch sehr hoch für die armen Verhältnisse des Klosters. Außerdem wurde noch eine Einkommen- und Vermögensteuer von 7 bis 15 Prozent erhoben. Daß die Soldaten auch vor Gewalttaten nicht zurückschreckten beweisen folgende Tatsachen.
Als Prior Heinrich Curtius, nachdem er mehrmals, doch ohne Erfolg, die Herabsetzung der Steuern beantragt hatte, sich persönlich nach Düsseldorf begeben wollte, um seine diesbezüglichen Wünsche dem Herzog vorzutragen, wurde er in der Nähe von Dormagen von Freibeutern gefangen genommen und nach Wachtendonk abgeführt. Um seine Freiheit wieder zu erlangen, mußte er 500 Taler Lösegeld zahlen. Im Jahre 1596 wurden von Soldaten, die in Schleiden im Quartier lagen, die drei Pferde, die das Kloster besaß, vom Pfluge abgespannt und mitgenommen, wodurch den Mönchen ein Schaden von mehr als 300 Taler erwuchs .
Zu alledem gesellten sich noch die Schrecken der Pest mit ihren Begleiterscheinungen. Sie scheint in Heimbach manches Opfer gefordert zu haben. Ihr erlag auch am 17. August 1585 Helena, die Gemahlin des Burggrafen Theodor. Ob auch der eine oder andere der Mönche von der Seuche befallen wurde, läßt sich nicht feststellen.
Wenngleich nun in diesen traurigen Zeiten das Verhältnis des Klosters mit seinen Nachbarn im allgemeinen ein gutes war, so taten doch Neid und Mißgunst das ihrige, um Uneinigkeit hervorzurufen. Die Prioren aber waren entschieden genug, die Rechte des Klosters zu wahren. Streitigkeiten wegen des „Weidganck in der Bellenbach“ wurden auf gütlichem Wege zum Vorteile des Klosters beigelegt . Mehrmals wurde ihm der Besitztitel des Berwincken- oder Wildenhofes streitig gemacht. Allein, von den Gerichten zu Monschau und Heimbach wurde das Kloster als rechtmäßiger Besitzer anerkannt. Langwieriger war der Prozeß, den Mariawald mit einigen Gemeinden jenseits der Rur zu führen hatte, die es als ihr Recht beanspruchten, auf die Gründe des Baldwinshofes, der dem Kloster gehörte, ihr Vieh zu treiben. Auf dem Vogteding, das Burggraf Dietrich von Heimbach im Jahre 1585 hielt, wurde endgültig Mariawald das Recht auf jene Weiden zugesprochen, und die Gemeinden mußten auf ihr angemaßtes Recht verzichten.
Trotz der Ungunst der Zeiten und der dadurch dem Kloster verursachten Verluste und Schäden war es dem Prior Heinrich Curtius, dank seiner klugen Verwaltung, wovon die Lagerbücher ein beredtes Zeugnis ablegen, gelungen, das Kloster nicht nur am Leben zu erhalten, sondern es auch wieder ein wenig aufwärts zu bringen. Nicht minder groß als sein Verwaltungstalent waren seine Gelehrsamkeit und Frömmigkeit, die in einem Briefe, worin er die Stiftsherren von Münstereifel zu einer Doppelprimiz nach Mariawald einlädt schön zum Ausdruck kommen.
Ein solcher Mann war aber auch notwendig, um das Kloster durch jene schweren Zeiten hindurchzuführen. Die Totenbücher sagen von ihm: „Am 7. Juni 1600 starb der durch Gelehrsamkeit wie Frömmigkeit ausgezeichnete P. Fr. Heinrich Curtius aus Commern. Er war Prozeßpriester unseres Klosters. In seinen kirchlichen Amtsverrichtungen und in der Verwaltung der zeitlichen Güter war er äußerst gewissenhaft. 27 Jahre lang stand er dem Kloster als Prior vor“. Wenige Tage, nachdem die Mönche ihren Prior P. Heinrich Curtius zur letzten Ruhe gebettet, wurde P. Petrus Geich von Zülpich einstimmig zum Nachfolger des Verstorbenen gewählt. Mehrere Jahre hatte er das Amt eines Schloßkaplans in Dreiborn, eines Vizekuratus in Bleibuir und eines Pfarrers in Heimbach bekleidet. Er fand die Verhältnisse des Klosters wohl einigermaßen geordnet vor, allein Mariawald war so verarmt und die Nahrungssorgen waren so groß, daß der weitere Fortbestand des Klosters ernstlich bedroht war. Um der großen Not wenigstens in etwa zu steuern, ersuchte der neue Prior den Herzog von Jülich, ihm eine Unterstützung zu gewähren.
Herzog Johann Wilhelm willfahrte diesen Bitten dadurch, daß er im Jahre 1603 die Pfarrkirche von Hergarten mit allen ihren Rechten und Einkünften dem Kloster einverleibte. In der Urkunde sagt der Herzog, daß er nach eingehender Untersuchung die Klagen des Priors als wohlbegründet anerkenne und dem Kloster Mariawald die Pfarrkirche von Hergarten inkorporiere, weil „infolge der vielen Kriegswirren mit ihrem Rauben und Plündern, sowie durch Hagelschlag und Mißwachs das Kloster so sehr gelitten habe, daß sich die Mönche darin nicht länger zu erhalten vermöchten, weshalb ihrer so wenige wären, daß sie den schuldigen Gottesdienst nicht in gebührender Weise verrichten könnten“. Das Patronatsrecht über die Kirche von Hergarten behielt der Herzog jedoch sich vor. Auch mußte das Kloster dem Vizekuratus von St. Foillan in Aachen jährlich eine bestimmte Summe zahlen. Dieser Verpflichtung wurde das Kloster im Jahre 1606 enthoben.
Die ersten Regierungsjahre des Priors Petrus Marianus Geich waren wohl etwas ruhiger als die seines Vorgängers, doch fehlte es nicht an Heimsuchungen mannigfacher Art. Noch herrschten die niederländischen Unruhen. Dazu kam der Jülich-Clevische Erbfolgestreit, der 1614 mit dem Vertrag zu Xanten endigte, wodurch das Jülicher Land an Pfalz-Neuburg kam. Der neue Herrscher war Herzog Wolfgang Wilhelm. In den Jahren 1629/30 wütete abermals die Pest, und auch Mariawald wurde von ihr heimgesucht. Am 21. November 1629 fiel ihr ein Knabe mit Namen Gerhard, der in Mariawald auf Besuch weilte, zum Opfer. Manches Elend brach auch in dieser Zeit über das Kloster herein, und der Prior Petrus Marinus Geich mochte wohl ahnen, daß neue Leiden dem Kloster bevorstanden, als er nach einer nahezu 30 jährigen Regierung am 20. Januar 1630 in ein besseres Jenseits einging. Er starb in der Abtei Steinfeld, wo er allem Anscheine nach zum Besuche des mit ihm verwandten Prämonstratensers P. Hubertus Geich weilte. Seine Leiche wurde im Kapitelsaal unseres Klosters bestattet.
Unter seinem Nachfolger P. Bertram Pollem aus Köln, der Anfang März 1630 gewählt wurde, waren die äußeren Verhältnisse recht traurig. Gar schwer lastete der Druck der Steuern auf dem Kloster. Im Jahre 1633 mußte es 122 Reichstaler 12 alb. Zahlen. Anderweitige Abgaben und Verluste vermehrten das Elend. Unmittelbar vor dem Weihnachtsfeste des Jahres 1635 wurden von den kaiserlichen Soldaten in Mariawald zwei Pferde geraubt, in Bergstein eine dem Kloster zugehörige Kuh und in Hergarten 4 Malter Roggen und 8 Malter Hafer. Im Jahre 1641 waren es wieder einmal die Franzosen, die das Kloster plünder-ten und u. a. zwei Pferde mitnahmen. Der dem Kloster im diesem Jahre zugefügte Schaden belief sich auf 199 Reichstaler.
Das größte Unglücksjahr für Mariawald war wohl das Jahr 1642, als die Hes-sen, alles verheerend, ins Land drangen und das Kloster in solche Bedrängnis brachte, daß die Mönche genötigt waren, dasselbe zu verlassen. Den durch diesen Einfall dem Kloster erwachsenen Schaden schätzte der Prior auf min-destens 200 Reichstaler, gewiß eine große Summe für die damaligen armen Verhältnisse des Klosters. Es ist und nicht bekannt, wohin die Mönche flüchteten, doch scheint ihre Abwesenheit vom Kloster nur von kurzer Dauer gewesen zu sein.
Im Jahre 1648 mußte die Klosterverwaltung dem Burggrafen 28 Reichstaler zahlen und die Unkosten von 18 Reichstaler tragen für die Freilassung der in Rheinbach gefangen gehaltenen Geistlichen, woraus hervorgeht, daß sich unter diesen auch Mönche von Mariawald befanden.
Das Kloster sank immer mehr in Schulden, was seinen Grund einerseits in den ungeheuren Steuern, Abgaben usw., andererseits darin hatte, daß die Einkünfte aus den Klosterhöfen sehr gering waren, da die Pächter infolge der Kriegswirren gar keine oder nur einen geringen Teil derselben bezahlen konnten. Als P. Bertram Pollem sein Amt als Prior antrat, beliefen sich die Schulden des Klosters auf 422 Reichstaler, die im Jahre 1649 auf 874 Reichstaler angewachsen waren. Für die Ausbesserung der Höfe mußte das Kloster in den Jahren 1652/56 mehr als 441 Reichstaler vorausgaben. Obwohl die Einkünfte des Klosters durch die Kriegssteuern, Plünderungen usw. arg belastet waren, wußte der Prior Bertram Pollem doch durch äußerste Sparsamkeit, begünstigt durch einige friedliche Jahre, die Abzahlungen der Schulden soweit zu fördern, daß bei seinem Tode der Vermögenszustand ein befriedigender war. Er starb am 28. Dezember 1667 im Alter von 73 Jahren, nachdem er 37 Jahre hindurch treu, gewissenhaft und zur Zufriedenheit aller das Amt eines Priors verwaltet hatte. In der Klosterkirche, vor dem Altar der heiligen Apostel, fand er seine letzte Ruhestätte.
Die tiefen Wunden, die der Krieg dem Kloster geschlagen, vernarbten allmählich, und ein freundlicherer Stern schien aufzugehen. Das Kloster erlebte wieder ruhigere Zeiten, und nach den langen Jahren traurigen wirtschaftlichen Tiefstandes, den die äußeren Verhältnisse verursacht hatten, kamen wieder einige Jahre des Fortschrittes und des Aufblühens. Die Zahl der Mönche nahm zu und der Prior Wilhelm Brewer aus Hergarten, der im Anfange des Jahres 1668 sein Amt antrat, begann, auf Gottes Hilfe vertrauend, den weiteren Ausbau des Klosters und vollendete den dritten Teil des Kreuzganges. Zwanzig Jahre lang hatte er als Pfarrer von Blens und Bergstein viel Gutes gewirkt. Seine Verwaltung war in jeder Hinsicht eine überaus lobenswerte. Er starb 75 Jahre alt am 6. Februar 1689.
Die Zeit, während welcher dieser Prior regierte, war für unser Kloster sehr bedeutungsvoll, denn es erholte sich ein wenig von den harten Schlägen der verflossenen Kriegsjahre. Ganz frei von äußeren Widerwärtigkeiten war aber auch seine Regierung nicht. Es liegen zwar keine bestimmten Berichte vor, ob und inwieweit Mariawald unter den Raubzügen Ludwigs XIV. gelitten hat, ob es im Jahre 1676 durch den Durchmarsch der Lüneburgischen und Lotharingischen Truppen und im Jahre 1688 durch den erneuten Einfall der Franzosen in die Jülicher Lande wiederum schwere Prüfungen erduldet hat. Daß aber diese neuen Wirren nicht spurlos an unserm Kloster vorübergegangen sind, beweisen die Berichte über die Vermögensverhältnisse, die die Prioren dem Herzog einsenden mußten.
Aus ihnen geht hervor, daß Mariawald gegen Ende des 17. Jahrhunderts wieder ganz und gar verarmt war. Die Weinberge waren zerstört, nicht wenige Äcker verwüstet. Nur zehn Ordensleute zählte das Kloster, und für diese konnte kaum der Unterhalt besorgt werden, so daß Prior Heinrich Nicolai aus Köln, der Nachfolger des umsichtigen Priors Wilhelm Brewer, im Jahre 1698 die Furcht ausdrückt, das Kloster verlassen zu müssen, wenn die Lage sich nicht bessere. Allein Mariawald erholte sich auch diesmal wieder von seinen vielen Leiden.
Bedauernswert ist es, daß uns über die nunmehr folgenden Prioren fast keine Nachricht überkommen ist. Bis jetzt konnte nicht einmal das Todesjahr des Priors Heinrich Nicolai festgestellt werden. Jedenfalls war er am 9. Dezember 1710 noch Prior, da er an diesem Tage noch einen Kaufvertrag abgeschlossen hat. Das Ende seines Priorates wäre zwischen 1710 und 1712 zu setzen, da sein Nachfolger Prior Wilhelm Schweiß aus Glehn, der am 2. August 1717 starb, in den Jahren 1713/14 den Klosterbau vollendete und in den Jahren 1714/15 die Klosterkirche verschönerte.
Über P. Heinrich Mawell aus Heimbach, der im Jahre 1717 zum Prior gewählt wurde, wissen wir nur, daß er am 23. Februar 1709 in Köln die hl. Priesterweihe empfing und drei Pachtbriefe aus den Jahren 1720, 1721 und 1722 als Prior unterschrieben hat. Er scheint bis 1722 dem Kloster vorgestanden zu haben. Auf P. Heinrich Mawell folgte als Prior P. Albericus Zander aus Düren. Er war Subprior und hat als solcher drei Pachtbriefe aus den Jahren 1709 und 1713 unterzeichnet. Seit 1717 war er Pfarrer in Heimbach und in den Jahren 1720 und 1721 hat er in dieser Eigenschaft zwei Pachtbriefe mit unterschrieben. Als Prior hat er nur einen Pachtbrief am 8. Februar 1724 unterschrieben. Er kann drei höchstens vier Jahre regiert haben, da sein Nachfolger P. Benedikt Knips schon am 10. Januar 1726 als Prior einen Pachtbrief unterschreibt. Prior Benedikt Knips, der im Jahre 1724 noch Subprior war, wird in dem von P. Maurus Bremendhal verfaßten lateinischen Gedicht, ein würdiger und angesehener Prior genannt. Unter ihm wurde im Jahr 1730 von P. Cornelius Weber das Bruderschaftsbuch neu angelegt. P. Benedikt Knips scheint jedoch nach einer Regierung von nicht ganz zehn Jahren sein Amt niedergelegt zu haben. Nach einer Angabe im Bruderschaftsbuch starb er am 1. Januar 1753. Nach seiner Verzichtleistung wurde im Jahre 1735 oder spätestens im Anfang des Jahres 1736 P. Stephan Plusquin aus Köln zum Prior gewählt.
Er war am 20. November 1704 zum Priester geweiht worden. Am 2. Juni 1724 bestand er seine Prüfung zur Übernahme der Pfarrstelle in Heimbach. Dieses Amt bekleidete er noch im Jahre 1734. Auch war er Schaffner und Subprior in Mariawald gewesen. Daß P. Stephan Plusquin schon im Jahre 1736 Prior war, geht aus einem Schreiben des Genralvikariats von Köln vom 8. März 1736 hervor, worin „dem hochwürdigen P. Prior Stephan Plusquin von Mariawald“ die Erlaubnis erteilt wird, die Glockenweihe in Ruhrberg vorzunehmen. Am 13. Februar 1738 unterschreibt er als Prior einen Pachtbrief. Am 17. Mai 1754 segnete er mit Genehmigung der erzbischöflichen Behörde die Kapelle in Hasenfeld ein, die den Heiligen: Johannes von Nepomuk, Rochus und Cornelius geweiht war. Das Bruderschaftsbuch nennt ihn „einen höchst löblichen Prior“ und verzeichnet als seinen Todestag den 27. Januar 1758.
Schon am 13. Februar 1758 erhielt Prior Stephan Plusquin einen Nachfolger in dem bisherigen Pastor von Heimbach, P. Johannes Conraths. Er hatte am 10. April 1729 in Köln die hl. Priesterweihe empfangen. Außer einigen Pachtbriefen, die er als Prior unterzeichnete, liegen keine Mitteilungen über seine Amtstätigkeit vor. Nach einer Aufzeichnung im Bruderschaftsbuch starb er am 14. No-vember des Jahres 1776 als „wohlverdienter“ Prior.
Zum letzten Male schritt der Konvent gegen Ende des Jahres 1776 zu einer Neuwahl. P. Edmund Palm, der bisherige Schaffner des Klosters, ging als der Erkorene aus der Wahlurne hervor. Er war am 23. März 1742 in Aachen geboren und am 1. Juni 1765 in Köln zum Priester geweiht worden. Weder Prior noch Konvent mochten ahnen, daß dem Kloster nur zu bald ein jähes Ende bereitet werden sollte.