Portrait des Armand de Rancé’s

Zu dem hier beigefügten Bildnisse des ersten Trappisten-Abtes geben wir die Schilderung der Persönlichkeit nach der Skizze eines seiner Zeitgenossen.

Armand de Rancé war von hoher Statur und schlankem Wuchse, sein ganzes Aeusseres machte den Eindruck des Vornehmen. Sein Kopf war in bestem Ebenmaasse ausgebildet, sein Antlitz trug den Stempel hoher, geistiger Begabung. Eine hochgewölbte Stirn, eine Adlernase, ein feuriger Blick, ein feiner Mund gaben ihm den Ausdruck des Seelenadels. Man konnte den Kopf schön nennen, obgleich das Gesicht leicht pockennarbig war. Seine Körperconstitution war sehr schwächlich; er war bei der geringsten Gelegenheit lästigen Erkältungen unterworfen, was ihm seinen strengen Beruf sehr erschwerte.

Mit hinreissender Beredsamkeit verstand er es, seine Zuhörer zu überzeugen und für seine Ansichten zu gewinnen. Dabei blieb er stets natürlich und kannte keine Verstellung.

Auf sein Wort baute man, wie auf das Unfehlbare. Eine Unwahrheit kam selbst in seinen wilden Jugendjahren nicht über seine Lippen. Seine Freunde betheuerten die Wahrheit einer Aussage oft mit den Worten:
„Das hat Armand de Rancè gesagt.“

Seine Treue bestand jede Prüfung, sein gegebenes Wort wurde nie gebrochen, er deutelte nie daran. Er besass innere Herzensgüte, sie leuchtete aus seinen Zügen; er war ein erprobter Freund und hatte stets offene Hand.

„Ses liberales mains ont laissé dans Vaucluse
Le pauvre sans besoin, l’ignorant sans excuse.”

(Seine freigebige Hand liess in der Vaucluse die Armen frei von Noth und die Unwissenheit ohne Entschuldigung.)

So lautet die Aufschrift auf einer ihm errichteten Bronze-Statue.
Bei aller Milde übte er scharfe, man warf ihm vor zu scharfe Strenge gegen sich und seine Genossen aus, besonders da, wo es sich um das stricte Einhalten der Ordensregeln handelte.

Sein Gedächtnis war ein fabelhaftes; er konnte ganze Schriften der alten Klassiker auswendig und führte bei passender Gelegenheit oft Stellen daraus in der Original-Sprache an.

Seine Arbeitskraft war ungeheuer, sein Fleiss unermüdlich; dies beweisen das grosse Reformwerk, welches er als Stifter eines neuen Ordens hinterlassen hat, sowie die vielen Schriften, die uns von ihm geblieben sind.

Sein von Grund aus zur Güte und Milde angelegtes Naturell zeigte in den jüngeren Jahren, besonders bei der Ausübung des wilden Waidmannswerkes, das er mit grosser Leidenschaftlichkeit betrieb, starke Passionen.

Um so merkwürdiger muss es erscheinen, dass er später Stifter eines Ordens wurde, bei dem jede leidenschaftliche Regung ausgeschlossen bleiben soll, und er zeigte sich darin als ein Muster der Entsagung. Ob es ihm aber gelungen ist, bei dem so angelegten Naturell auch jede Regung zu unterdrücken und das in allen Fällen zu sein, was er sich unter dem I d e a l e i n e s T r a p p i s t e n dachte, darf in Anbetracht der vielen Schriften, die er zur Verfechtung seiner Stiftung als Trappisten-Abt hat herausgeben müssen, und der häufigen Discussionen, in welche er verwickelt wurde, angezweifelt werden.

Die Angriffe, die er zu ertragen hatte, kamen massenhaft und selbst von höchster Seite; es mag jedoch seinen Manen zur grossen Anerkennung gereicht haben, dass Pius VII. 1816 von ihm sagt:

Les religieux vivront selon les règles de la réforme du v é n é r a b l e a b b é Armand Jean le Bouthillier, lonées par les souverains Pontifes Innocent XI., Bénoit XIV. et Pie VI. nos prédécesseurs, et que nous approuvons et confirmons par les présantes. (Quam nos etiam approbamus et confirmamus.)

In seinem 60. Jahre stellten sich verschiedene körperliche Gebrechen ein, die ihm seinen Beruf so erschwerten, dass er sich genöthigt sah, sein Amt als Abt niederzulegen, nachdem er 31 Jahre hindurch seine Stiftung als Oberster geleitet hatte.

Er blieb jedoch nothgedrungen für die Erhaltung seiner Stiftung mit W o r t u n d F e d e r thätig, was ihm in den meisten Fällen höchst unliebsame Störungen in seiner Hauptbestrebung brachte, ihm, der vom vollendeten ideellen Trappisten Schweigen und Entsagen forderte, was stellenweise über menschliche Kräfte und Natur hinausgehen mag. –

Wenn er auch nach Niederlegung seines Amtes als Abt (1695) als einfachster Chorreligiose in dem Kloster lebte, so musste er doch zur Erhaltung seiner Stiftung mit Wort und Feder mehr als ihm lieb war, thätig bleiben, bis allmälig Erschöpfung eintrat und er 1700 im 74. Lebensjahre zu La Trappe starb.

Er hat seine Geistesfähigkeit und Schaffenskraft bis zum Lebensende behalten; 1699 schrieb er noch eine Abhandlung über die Evangelien. Sein letztes Schriftstück war ein Abschiedsbrief an den berühmten Prälat und Orator Bossuet, damals Bischof von Meaux, Mitglied des grossen Staatsrathes, der sein Mitschüler und Rivale in der Sarbonne war, mit dem er von Jugend an in innigster Freundschaft lebte.

Von Abbé de Rancé sagt der grosse Bossuet: Il était le plus parfait directeur des âmes dans la vie monastique qu’on êut connu depuis l’immortel abbé St. Bernard des Clairvaux, d. h. er war der vollkommenste Seelenführer für das Klosterleben, den man seit dem unsterblichen hl. Bernhard, Abt von Clairvaux gekannt hat.

Armand de Rancé
Armand de Rancé

Armand de Rancé

Zu dem hier beigefügten Bildnisse des ersten Trappisten-Abtes geben wir die Schilderung der Persönlichkeit nach der Skizze eines seiner Zeitgenossen.

Armand de Rancé war von hoher Statur und schlankem Wuchse, sein ganzes Aeusseres machte den Eindruck des Vornehmen. Sein Kopf war in bestem Ebenmaasse ausgebildet, sein Antlitz trug den Stempel hoher, geistiger Begabung. Eine hochgewölbte Stirn, eine Adlernase, ein feuriger Blick, ein feiner Mund gaben ihm den Ausdruck des Seelenadels. Man konnte den Kopf schön nennen, obgleich das Gesicht leicht pockennarbig war. Seine Körperconstitution war sehr schwächlich; er war bei der geringsten Gelegenheit lästigen Erkältungen unterworfen, was ihm seinen strengen Beruf sehr erschwerte.

Mit hinreissender Beredsamkeit verstand er es, seine Zuhörer zu überzeugen und für seine Ansichten zu gewinnen. Dabei blieb er stets natürlich und kannte keine Verstellung.

Auf sein Wort baute man, wie auf das Unfehlbare. Eine Unwahrheit kam selbst in seinen wilden Jugendjahren nicht über seine Lippen. Seine Freunde betheuerten die Wahrheit einer Aussage oft mit den Worten:
„Das hat Armand de Rancè gesagt.“

Seine Treue bestand jede Prüfung, sein gegebenes Wort wurde nie gebrochen, er deutelte nie daran. Er besass innere Herzensgüte, sie leuchtete aus seinen Zügen; er war ein erprobter Freund und hatte stets offene Hand.

„Ses liberales mains ont laissé dans Vaucluse
Le pauvre sans besoin, l’ignorant sans excuse.”

(Seine freigebige Hand liess in der Vaucluse die Armen frei von Noth und die Unwissenheit ohne Entschuldigung.)

So lautet die Aufschrift auf einer ihm errichteten Bronze-Statue.
Bei aller Milde übte er scharfe, man warf ihm vor zu scharfe Strenge gegen sich und seine Genossen aus, besonders da, wo es sich um das stricte Einhalten der Ordensregeln handelte.

Sein Gedächtnis war ein fabelhaftes; er konnte ganze Schriften der alten Klassiker auswendig und führte bei passender Gelegenheit oft Stellen daraus in der Original-Sprache an.

Seine Arbeitskraft war ungeheuer, sein Fleiss unermüdlich; dies beweisen das grosse Reformwerk, welches er als Stifter eines neuen Ordens hinterlassen hat, sowie die vielen Schriften, die uns von ihm geblieben sind.

Sein von Grund aus zur Güte und Milde angelegtes Naturell zeigte in den jüngeren Jahren, besonders bei der Ausübung des wilden Waidmannswerkes, das er mit grosser Leidenschaftlichkeit betrieb, starke Passionen.

Um so merkwürdiger muss es erscheinen, dass er später Stifter eines Ordens wurde, bei dem jede leidenschaftliche Regung ausgeschlossen bleiben soll, und er zeigte sich darin als ein Muster der Entsagung. Ob es ihm aber gelungen ist, bei dem so angelegten Naturell auch jede Regung zu unterdrücken und das in allen Fällen zu sein, was er sich unter dem I d e a l e i n e s T r a p p i s t e n dachte, darf in Anbetracht der vielen Schriften, die er zur Verfechtung seiner Stiftung als Trappisten-Abt hat herausgeben müssen, und der häufigen Discussionen, in welche er verwickelt wurde, angezweifelt werden.

Die Angriffe, die er zu ertragen hatte, kamen massenhaft und selbst von höchster Seite; es mag jedoch seinen Manen zur grossen Anerkennung gereicht haben, dass Pius VII. 1816 von ihm sagt:

Les religieux vivront selon les règles de la réforme du v é n é r a b l e a b b é Armand Jean le Bouthillier, lonées par les souverains Pontifes Innocent XI., Bénoit XIV. et Pie VI. nos prédécesseurs, et que nous approuvons et confirmons par les présantes. (Quam nos etiam approbamus et confirmamus.)

In seinem 60. Jahre stellten sich verschiedene körperliche Gebrechen ein, die ihm seinen Beruf so erschwerten, dass er sich genöthigt sah, sein Amt als Abt niederzulegen, nachdem er 31 Jahre hindurch seine Stiftung als Oberster geleitet hatte.

Er blieb jedoch nothgedrungen für die Erhaltung seiner Stiftung mit W o r t u n d F e d e r thätig, was ihm in den meisten Fällen höchst unliebsame Störungen in seiner Hauptbestrebung brachte, ihm, der vom vollendeten ideellen Trappisten Schweigen und Entsagen forderte, was stellenweise über menschliche Kräfte und Natur hinausgehen mag. –

Wenn er auch nach Niederlegung seines Amtes als Abt (1695) als einfachster Chorreligiose in dem Kloster lebte, so musste er doch zur Erhaltung seiner Stiftung mit Wort und Feder mehr als ihm lieb war, thätig bleiben, bis allmälig Erschöpfung eintrat und er 1700 im 74. Lebensjahre zu La Trappe starb.

Er hat seine Geistesfähigkeit und Schaffenskraft bis zum Lebensende behalten; 1699 schrieb er noch eine Abhandlung über die Evangelien. Sein letztes Schriftstück war ein Abschiedsbrief an den berühmten Prälat und Orator Bossuet, damals Bischof von Meaux, Mitglied des grossen Staatsrathes, der sein Mitschüler und Rivale in der Sarbonne war, mit dem er von Jugend an in innigster Freundschaft lebte.

Von Abbé de Rancé sagt der grosse Bossuet: Il était le plus parfait directeur des âmes dans la vie monastique qu’on êut connu depuis l’immortel abbé St. Bernard des Clairvaux, d. h. er war der vollkommenste Seelenführer für das Klosterleben, den man seit dem unsterblichen hl. Bernhard, Abt von Clairvaux gekannt hat.

Armand de Rancé