Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.
Jesus ist gestorben,
sein Herz wird von der Lanze des römischen Soldaten
durchbohrt,
und es entströmen ihm Blut und Wasser:
geheimnisvolle Darstellung des Stroms der Sakramente,
der Taufe und der Eucharistie,
aus denen von dem geöffneten Herzen des Herrn her
immer neu die Kirche geboren wird.
Seine Gebeine werden nicht,
wie die der beiden anderen Gekreuzigten, zerbrochen;
so erweist er sich als das wahre Osterlamm,
an dem kein Gebein zerbrochen werden darf (Ex 12,46).
Und nun, da alles durchlitten ist,
zeigt sich,
daß er trotz aller Verwirrung der Herzen,
trotz der Macht von Hass und Feigheit
nicht allein geblieben ist.
Es gibt die Getreuen.
Unter dem Kreuz waren Maria, seine Mutter,
ihre Schwester Maria, Maria Magdalena
und der Jünger gestanden, den er liebte.
Nun kommt auch ein reicher Mann -
Josef von Arimathäa:
Der Reiche findet durch das Nadelöhr,
weil Gott ihm die Gnade dazu schenkt.
Er bestattet Jesus in seinem noch unberührten Grab
in einem Garten:
Der Friedhof wird zum Garten,
wo Jesus begraben wird -
zum Garten, aus dem Adam vertrieben wurde,
als er sich von der Fülle des Lebens,
von seinem Schöpfer losgerissen hatte.
Das Grab im Garten läßt uns wissen,
daß die Herrschaft des Todes zu Ende geht.
Und es kommt ein Mitglied des Hohen Rates,
Nikodemus,
dem Jesus das Geheimnis der Wiedergeburt
aus Wasser und Heiligem Geist angekündigt hatte.
Auch in dem Gremium, das seinen Tod beschlossen hatte,
gibt es denjenigen, der glaubt
und er Jesus gerade als Gestorbenen neu erkennt
und bekennt.
Über der Stunde der großen Trauer,
der großen Verfinsterung und Hoffnungslosigkeit
steht doch geheimnisvoll das Licht der Hoffnung.
Der verborgene Gott
ist doch der lebendige und der nahe Gott.
Der gestorbene Herr
bleibt doch der Herr und unser Retter,
auch in der Nacht des Todes.
Die Kirche Jesu Christi, seine neue Familie,
beginnt sich zu formen.
Herr,
du bist in die Nacht des Todes hinunter gestiegen.
Aber dein Leichnam
wird von gütigen Händen aufgenommen
und mit einem reinen Linnen umhüllt (Mt 27,59).
Der Glaube ist nicht ganz gestorben,
die Sonne nicht völlig untergegangen.
Wie oft scheint es, daß du schläfst.
Wie leicht können wir Menschen uns abkehren
und uns sagen: Gott ist tot.
Laß uns in den Stunden des Dunkels erkennen,
daß du dennoch da bist.
Laß uns nicht allein, wenn wir verzagen wollen.
Hilf uns,
daß wir dich nicht allein lassen.
Gib uns die Treue,
die standhält in der Verwirrung und die Liebe,
die dich gerade in deiner äußersten Not umfängt,
wie die Mutter dich nun noch einmal
in ihrem Schoß geborgen hat.
Hilf uns,
hilf den Armen und den Reichen,
den Einfachen und den Gescheiten,
durch ihre Ängste und Vorurteile durchzublicken
und dir unser Vermögen, unser Herz,
unsere Zeit anzubieten
und so den Garten zu bereiten,
in dem Auferstehung geschehen kann.
Laß mich wahrhaft mit dir weinen,
mich mit Christi Leid vereinen,
solang mir das Leben währt.