XII. STATION:

Station 12

Jesus stirbt am Kreuz

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Über dem Kreuz Jesu
steht in den beiden Weltsprachen von damals -
griechisch und lateinisch -
und in der Sprache des auserwählten Volkes
- hebräisch - wer er ist:
der König der Juden, der verheißene Sohn Davids.
Pilatus, der ungerechte Richter,
ist wider Willen zum Propheten geworden.
Vor der Weltöffentlichkeit
wird Jesu Königtum proklamiert.
Jesus selbst hatte den Titel Messias nicht zugelassen,
weil er eine falsche - menschliche - Idee von Macht
und von Rettung hervorgerufen hätte.
Aber nun darf der Titel öffentlich dastehen -
über dem Gekreuzigten.
So ist er wirklich König der Welt.
Nun ist er wahrhaft „erhöht“.
In seinem Abstieg ist er aufgestiegen.
Nun hat er radikal den Auftrag der Liebe erfüllt,
er hat sich weggegeben von sich selber,
und gerade so ist er nun die Erscheinung
des wahren Gottes,
des Gottes, der die Liebe ist.
Nun wissen wir, wer Gott ist.
Nun wissen wir, wie wahres Königtum aussieht.
Jesus betet den Psalm 22, der mit den Worten beginnt:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich
verlassen … (Ps 22,2).
Er nimmt das ganze leidende Israel in sich auf,
die ganze leidende Menschheit,
die Not ihres Gottesdunkels
und läßt so dort Gott erscheinen,
wo er endgültig besiegt und abwesend scheint.
Das Kreuz Jesu ist ein kosmisches Ereignis.
Die Welt wird dunkel
wo Gottes Sohn dem Tod preisgegeben ist.
Die Erde erbebt.
Und am Kreuz beginnt die Kirche der Heiden.
Der römische Hauptmann erkennt,
bekennt Jesus als den Sohn Gottes.
Vom Kreuz aus siegt er – immer neu.

Herr Jesus Christus,
bei deinem Tod hat sich die Sonne verfinstert.
Immer wieder wirst du ans Kreuz geschlagen.
Gerade in dieser Stunde der Geschichte
leben wir im Gottesdunkel.
Unter dem Übermaß der Leiden
und der Bosheiten der Menschen
scheint Gottes Antlitz, dein Antlitz verdunkelt,
unerkennbar.
Aber gerade am Kreuz
hast du dich zu erkennen gegeben.
Gerade als der Leidende und Liebende
bist du der Erhöhte.
Gerade von dort aus hast du gesiegt.
Hilf uns,
in dieser Stunde des Dunkels und der Verwirrung
dein Gesicht zu erkennen.
Hilf uns,
dir zu glauben und dir nachzufolgen,
gerade auch in den Stunden des Dunkels
und der Not.
Zeige dich neu der Welt in dieser Stunde.
Laß uns dein Heil erscheinen.

Sah ihn trostlos und verlassen,
an dem blutgen Kreuz erblassen
ihren lieben einzgen Sohn.

Station 12

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